Nun also doch: Deutsche Bank startet Strafzins
Auch beim deutschen Branchenführer müssen Privatkunden künftig ein "Verwahrentgelt" zahlen, wenn sie zu viel Geld auf dem Konto geparkt haben. Damit will das Institut offenbar verhindern, dass es zum Sammelbecken für vergrätzte Sparer wird.
Zahlreiche Kreditinstitute sind bereits vorgeprescht, nun zieht die Deutsche Bank nach: Auch bei Deutschlands größtem Geldhaus müssten einige Sparer künftig zahlen, statt Zinsen zu bekommen. Die Deutsche Bank will nach einem Bericht des "Handelsblatts" Strafzinsen für Privatkunden einführen, die hohe Geldsummen auf Giro- oder Tagesgeldkonten parken. Die Regelung soll allerdings nur Neukunden betreffen. "Der anhaltende Druck durch Negativzinsen macht es notwendig, dass die Deutsche Bank bei Neuverträgen für hohe Einlagen jenseits eines Freibetrags von 100.000 Euro je Konto ab 18. Mai 2020 Verwahrentgelte berechnen wird", zitiert die Zeitung einen Sprecher des Instituts.
Das "Verwahrentgelt" soll 0,5 Prozent betragen, also jenem Minuszins entsprechen, den die Europäische Zentralbank (EZB) ihrerseits von Banken für das Aufbewahren von Geld verlangt. Die Deutsche Bank hat sich die Entscheidung, die Negativzinsen der EZB an Kunden weiterzureichen, offenbar nicht leichtgemacht. Schon seit Herbst vergangenen Jahres hatte das Institut über eine solche Regelung nachgedacht. Die Strafzinsen sollen nun vor allem weitere Sparer mit hohen Guthaben abschrecken, wie Deutschland-Privatkundenvorstand Manfred Knof in einem Brief an die Mitarbeiter erklärt. Die Deutsche Bank will offenbar nicht zum Sammelbecken für Sparer werden, die nirgends sonst mehr gebührenfreie Einlagenkonten vorfinden.
Minuszinsen greifen um sich
Bisher verlangt Deutschlands größte Bank nur von Firmenkunden und sehr vermögenden Privatkunden Extra-Gebühren. Bei anderen Instituten werden bereits seit Monaten zunehmend auch private Sparer mit mittelgroßen Beträgen auf dem Konto zur Kasse gebeten. Die Banken reagieren damit auf die Negativzinsen der EZB. Im September vergangenen Jahres wurden bereits für ein Viertel aller Sichteinlagen von Privatkunden Strafzinsen fällig, berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Bericht der Bundesbank. Seitdem ist die Zahl der Geldhäuser, die von Privatkunden ein "Verwahrentgelt" verlangen, noch deutlich gestiegen. (fp)