Die Quirin Privatbank will ihr Wachstumstempo erhöhen – nicht nur organisch, sondern zunehmend auch durch Zukäufe. "Künftig soll auch externes Wachstum eine Rolle spielen", sagte Vorstandschef und Gründer Karl Matthäus Schmidt im Gespräch mit "Bloomberg News". "Ich kann mir gut vorstellen, unabhängige Vermögensverwalter zu kaufen und so das verwaltete Vermögen zu steigern."

Erste Gespräche über Übernahmen liefen bereits. Schmidt rechnet damit, dass spätestens 2026 erste Transaktionen über die Bühne gehen könnten.

Nachfolgethema bietet Übernahmechancen
Ein Grund für den zunehmenden Konsolidierungsdruck in der Branche: Bei vielen unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland steht die Führung laut Schmidt kurz vor dem Ruhestand und müsse sich mit der Nachfolgefrage beschäftigen. Das eröffne Potenziale für Quirin.

Auch andere Marktteilnehmer beobachten diese Entwicklung. Klaus Naeve, Leiter Wealth and Asset Management bei Berenberg, hatte Anfang des Jahres betont, dass der demografische Wandel auch bei Vermögensverwaltern angekommen sei. Berenberg führt laut Naeve ebenfalls Gespräche und sei bereit, in Zukäufe zu investieren.

Neue Berater für weiteres Wachstum
Parallel zur externen Expansion setzt Quirin auch auf personelles Wachstum. Schmidt kündigte an: "Wir wollen dieses Jahr zehn bis 15 neue Beraterinnen und Berater für die Quirin Privatbank einstellen." Bereits 2024 wurde erstmals ein Traineeprogramm mit sechs Teilnehmern gestartet – 2025 soll es ausgebaut werden.

Aktuell betreut die Quirin Privatbank rund 14.000 Kunden, der hauseigene Robo-Advisor Quirion kommt auf 93.000 Nutzer. Gemeinsam verwalten beide Einheiten etwa neun Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2030 sollen diese Zahlen deutlich steigen: Quirin visiert 25.000 Kunden, Quirion sogar 300.000 Kunden an.

Kapitalmarktgeschäft bleibt erhalten
Anders als viele Wettbewerber setzt Quirin auf Honorarberatung und verzichtet vollständig auf Provisionen. Dieses Modell scheint nun langsam aufzugehen: 2024 erzielte die Bank mit 16,9 Millionen Euro Gewinn vor Steuern das beste Ergebnis ihrer Geschichte. "Es ist Ziel, den Rekordgewinn aus 2024 in diesem Jahr zu toppen", so Schmidt.

Neben dem Privatkundengeschäft ist die Quirin Privatbank auch im Bereich Capital Markets aktiv, wo mittelständische Unternehmen bei Finanzierungen auf Eigen- und Fremdkapitalbasis beraten werden. Zwar lief das Geschäft zuletzt verhalten, doch Schmidt will an dem Bereich festhalten: "Der Bereich Capital Markets erwirtschaftet Deckungsbeiträge und steht nicht zur Disposition." (mb/Bloomberg)