RBI-Managerin Lammer: "Niemals erwarten, dass man entdeckt wird"
Veronika Lammer, Retail Research Managerin der Raiffeisen Bank International (RBI) mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Finanzbranche, erklärt im Gespräch mit FONDS professionell, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu gehen.
Veronika Lammer ist im Ehrenamt Beirätin der Fondsfrauen in Österreich. Im Brotberuf ist Lammer Retail Research Manager bei der börsenotierten Raiffeisen Bank International AG (RBI) und betreut in dieser Funktion den gesamten Raiffeisensektor, so wie die Netzwerkbanken der RBI. Die RBI-Tochter Raiffeisen KAG hat heuer den Fondsfrauen-Award als Company of the Year gewonnen. Lammer, die ihre Karriere 1985 bei der Raiffeisen Zentralbank begann, hat jahrzehntelange Erfahrung bei mehreren österreichischen Finanzunternehmen als Wertpapieranalystin und Portfoliomanagerin so wie in der Vermögensverwaltung.
Frau Lammer: Raiffeisen KAG-Chef Rainer Schnabl sagte in einem Interview mit FONDS professionell, dort, wo es an Gender-Diversität mangelt, liege es auch an Vorbehalten von Führungskräften, die sich nicht damit auseinandergesetzt haben. Haben Sie in Ihrer Karriere öfter mal gedacht, diesen Job hab ich jetzt nicht bekommen, weil ich eine Frau bin?
Veronika Lammer: In meiner Karriere habe ich das nicht oft erlebt. Ich habe immer das erreicht, was ich angestrebt habe. Das ist sicher auch Einstellungssache. Ich hab mir immer gesagt: "Keine Angst haben!". Es war mir wichtig, dass ich die Dinge versuche, die ich gern machen möchte und, dass ich mich beruflich weiterentwickle, dass ich nicht stehenbleibe.
Man muss Dinge auch selber einfordern…
Lammer: Ja, man sollte niemals erwarten, dass man entdeckt wird oder von anderen befördert wird. Man muss selbst aktiv werden. Das zieht sich im Leben durch. Passivität zahlt sich selten aus. Es ist immer gut, wenn man selbst die Schritte setzt und seinen eigenen Weg geht.
Wie wird das Thema Gender-Diversität im Konzern aus ihrer Sicht behandelt?
Lammer: Was mir immer besonders positiv aufgefallen ist, dass die Frauen in der Raiffeisen KAG selbst sehr aktiv sind. Sie sind auch sehr engagiert bei den Fondsfrauen. Wir haben innerhalb des Vereins eine Arbeitsgruppe "Führung braucht Frauen", innerhalb der wir zum Beispiel einen Katalog aufgestellt haben, der zeigt, wie Unternehmen gut vorankommen beim Thema Diversität oder Gender. Auch in den Arbeitsgruppen Finanzbildung und Netzwerken sind die Frauen der Raiffeisen KAG sehr stark engagiert. Die Haltung bei uns ist sehr interessiert und eigenständig.
Sie sagen, Netzwerken ist wichtig. Wie politisch sind die Fondsfrauen? Laden Sie Politikerinnen und Politiker ein, um Probleme aufzuzeigen und Veränderungen anzustoßen?
Lammer: Wir gehen verschiedene Wege. "Führung braucht Frauen", war ein sehr großer Erfolg, da wurden wir in die Präsidentschaftskanzlei eingeladen. Christa Geyer (Leiterin Center of Competence CEE bei der Raiffeisen KAG, Anm.) hat unsere Anliegen vorgetragen und das Echo war groß. Jetzt versuchen wir, uns mit anderen Frauennetzwerken zu verbünden, um zusätzliche Schalthebel und mehr Einfluss zu gewinnen. Wir bieten nun unsere drei Finanzbildungsmodule auch anderen Frauennetzwerken an. Dass wir politisch aktiver sind, wird wahrscheinlich noch kommen. Aber Sie haben Recht, man muss die politischen Einstellungen auch ändern. Ich bin auch auf der Seite von Herrn Schnabl, dass es eine Frage der Einstellung ist. Menschen ändern sich generell nur schrittweise, und man muss von ganz vielen Seiten kommen, um etwas zu bewirken. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass die Unternehmen vorangehen und zeigen, dass es einen qualitativen Unterschied macht, wenn man Frauen in Führungspositionen hat.
Danke für das Interview. (eml)