Investmentbanken und Handelshäuser streichen vor allem im Mittelbau ihrer Research-Abteilungen Stellen. Die Studien zu den Aussichten für Aktien und Anleihen oder volkswirtschaftlichen Perspektiven erstellen nunmehr wenige, erfahrene Experten in Führungspositionen, die von vielen Junganalysten unterstützt werden. Die mittlere Ebene in den Analysten-Rängen wird hingegen abgebaut, berichtet der Branchendienst "Financial News".

Vor dem Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie Mifid II stellten Banken ihrer Kundschaft die Analysen im Zuge der Geschäftsbeziehungen zur Verfügung. Die Kosten für die Studien waren in den Gebühren für die lukrativen Handelsaufträge einkalkuliert. Diese Praxis war den Regulierern jedoch zu undurchsichtig. Nunmehr müssen die Institute Rechnungen für Research schreiben – und die Analysten-Abteilungen entsprechend Geld verdienen. Das hat Folgen.

Von der Pyramide zur Sanduhr
"Die Struktur der meisten Bank-Research-Teams wandelte sich von einer Pyramiden- zu einer Sanduhr-Form", sagte Alex Duffus von der Personalberatung Ariadne Search zu "Financial News". Der Mittelbau werde ausgedünnt. Die Institute würden vielmehr einige, wenige Staranalysten anwerben oder versuchen zu halten. Daneben würden viele Aufgaben an Berufseinsteiger übertragen, so Duffus.

Dieser Sanduhr-Aufbau – ein Hauptanalyst und mehrere Nachwuchs-Assistenten – ähnelt dem Gefüge in den Research-Abteilungen der Wall-Street-Institute. In Europa war bislang die Pyramiden-Struktur üblich: Eine breite Basis an Junganalysten, darauf aufbauend ein Mittelbau mit erfahreneren Experten und schließlich wenige Führungskräfte an der Spitze. Die europäischen Häuser gleichen sich damit nun der US-Struktur an.

Kompetenz ins Haus geholt
Vor Mifid II war ein erheblicher Abbau in den Research-Abteilungen prophezeit worden. Den von "Financial News" befragten Branchenkennern ist zwar tatsächlich die Stellenzahl geschrumpft, jedoch nicht so dramatisch wie erwartet. Gravierender sei der Umbau in der Struktur.

Andere Auswertungen gelangen zu dem Ergebnis, dass Asset Manager als Abnehmer von Research deutlich weniger Studien beziehen. Eine exklusive Umfrage von FONDS professionell ergab, dass vor allem große Fondsgesellschaften erheblich weniger Research von Drittanbietern abnehmen. Im Gegenzug stockten die Vermögensverwalter das hauseigene Analysten-Team auf. Von den 40 Gesellschaften, die an der FONDS-professionell-Umfrage teilgenommen hatten, gab mehr als die Hälfte an, das interne Analystenteam im Jahr 2018 ausgebaut zu haben. 35 Prozent beließen die hauseigenen Research-Kapazitäten unverändert. (ert)