So haben sich die Gehälter im Finanzsektor langfristig entwickelt
Deutschlands Durchschnitts-Banker verdient heute 72 Prozent mehr als vor 20 Jahren. In der Assekuranz beträgt das Plus nur 63 Prozent. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die FONDS professionell ONLINE ausgewertet hat.
Das durchschnittliche Monatseinkommen der Angestellten im Finanzdienstleistungssektor und der Assekuranz in Deutschland ist in den vergangenen 20 Jahren stetig gestiegen – auch in den Jahren der Finanzkrise. In der Finanzdienstleistungsbranche, die von den Banken und Sparkassen dominiert wird, lag der Bruttomonatsverdienst ohne Sonderzahlungen im vergangenen Jahr bei 4.903 Euro. Das sind 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr und 72,3 Prozent mehr als 1996, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht. Die Verbraucherpreise sind in der gleichen Zeit nur um 32,7 Prozent gestiegen.
Vollzeitbeschäftigte in der Assekuranz verdienten 2016 im Schnitt 4.799 Euro. Das ist ein Plus von 2,4 Prozent zum Vorjahr und 62,7 Prozent mehr als vor 20 Jahren. Zum Vergleich: Über alle Branchen des produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs hinweg lag der durchschnittliche Monatsverdienst im vergangenen Jahr fast 1.100 Euro niedriger, nämlich bei 3.703 Euro. Der Grund dafür ist, dass Sektoren mit vielen niedrig qualifizierten Beschäftigten den Schnitt nach unten ziehen.
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Trotz diverser Krisen im Finanzsektor kennt die Entwicklung des Durchschnittsgehaltes nur eine Richtung: nach oben. Die niedrigste Steigerung in der Assekuranz gab es 2007 – damals wurden die Gehälter nur um 1,2 Prozent angehoben. Im Jahr darauf gab es mit 4,2 Prozent den höchsten Zuwachs.
Bei Banken und anderen Finanzdienstleistern lag der schlechteste Zeitabschnitt nicht etwa rund um die Lehman-Pleite 2008, etwa in den darauffolgenden beiden Jahren, sondern 2015, als der Monatsverdienst im Schnitt nur um 1,2 Prozent stieg. Das größte Plus gab es laut Destatis im Jahr 2010 mit 4,7 Prozent.
Boni sind deutlich gefallen
Auf den ersten Blick mögen die dauernden Gehaltssteigerungen verwundern, schließlich herrscht in beiden Branchen seit langem eine ausgeprägte Malaise. Allerdings sind in den Daten keine Sonderzahlungen enthalten, und gerade im Bankensektor wurden die Boni, die ein wichtiger Gehaltsbestandteil sind, in den vergangenen Jahren deutlich gekürzt.
Die sektorübergreifenden Zahlen bei Destatis reichen nur bis 2007 zurück. Über alle Branchen des produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs hinweg hat sich der Bruttoverdienst seither um 22,5 Prozent gesteigert. In der Assekuranz dagegen ist das Durchschnittsgehalt um 27,9 Prozent gestiegen – einen Hauch stärker als im Finanzdienstleistungssektor, der nur auf einen Zuwachs von 27,4 Prozent zurückblickt. Angesichts der Finanzkrise verwundert es nicht, dass sich die Versicherer etwas großzügiger zeigen konnten als die Banken. (bm)