Die Finanzindustrie steht unter dem Druck, ihr Geschäft zu digitalisieren. Wer das nicht tut, droht den Anschluss zu verlieren. Und das sind viele, zeigt eine aktuelle Studie von Oliver Wyman: "Noch haben sehr wenige Finanzinstitute einen Plan entwickelt, wie sie mit ihren Investitionen in einem modularisierten, digitalen Finanzsektor künftig Wert für ihre Aktionäre schaffen", sagt Finja Carolin Kütz, Deutschlandchefin der Managementberatung.

Der digitale Wandel geht in vielen Finanzinstituten nicht weit genug. "Bisherige digitale Initiativen haben noch zu wenig dazu beigetragen, den Unternehmenswert zu steigern", sagt Kütz. Zwar dominieren traditionelle Finanzdienstleister nach wie vor die Branche. Fintechs haben sie bei den Wachstumsraten der Unternehmenswerte aber bereits überholt: Die 50 größten Banken und Versicherer weltweit konnten ihren Wert in den vergangenen fünf Jahren um 58 beziehungsweise 79 Prozent steigern. Die Top-50-Fintechs legten mit 169 Prozent fast dreimal so stark zu.

Gießkannenprinzip ist out
Um ihren Unternehmenswert zu steigern, sollten Finanzdienstleister nicht die gesamte Wertschöpfungskette ins Auge fassen, sondern Schwerpunkte setzen, sagen die Experten von Oliver Wyman. So machen es auch erfolgreiche Technologieunternehmen. Sie treffen klare Entscheidungen, wo und wie sie in einen Markt einsteigen wollen, und bringen die Geschäftseinheiten mit dem gewählten Leitbild in Einklang.

Finanzinstitute sollten ihre einzelnen Geschäftseinheiten nacheinander nach diesem Vorbild analysieren und ermitteln, in welchen Bereichen sie Chancen auf die Marktführerschaft haben, rät Kütz. "In einer digitalisierten Welt ist ihr zentrales Zukunftsthema die nachhaltige Wertsteigerung", betont sie. (fp)