Trotz Krise: Genossenschaftsbanken weiten Kreditgeschäft deutlich aus
Die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken haben 2022 die Kreditvergabe noch einmal gesteigert. Allerdings beobachteten die Genossen über das Jahr bereits eine nachlassende Nachfrage. Zudem sank die Zahl der Institute durch Fusionen.
Die deutschen Genossenschaftsbanken haben 2022 ihr Kreditgeschäft deutlich ausgeweitet. Dies teilte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mit. Nach vorläufigen Zahlen haben die Institute des Verbunds im Vergleich zum Vorjahr das Kreditvolumen um sieben Prozent auf 758 Milliarden Euro gesteigert – trotz Energiekrise aufgrund des russischen Einmarschs in der Ukraine und der drohenden Konjunkturflaute. Die Genossen zählen rund 30 Millionen Privat- und Firmenkunden.
So legte die Vergabe an Privatkunden um gut sechs Prozent auf 359 Milliarden Euro zu. Die Bestände an Wohnbaukrediten wuchsen ebenfalls um rund sechs Prozent auf 320 Milliarden Euro – obgleich die steigenden Hypothekenzinsen von vielen Häuslebauern zunehmend als Hürde empfunden wurden. Im Firmenkundenkreditgeschäft legten die Kredite um knapp acht Prozent auf 399 Milliarden Euro zu. Branchenkennern zufolge sicherten sich gerade zu Jahresbeginn viele Unternehmen noch Kreditlinien zu günstigeren Zinskonditionen (lesen Sie dazu auch den Artikel "Schwere Last" in Ausgabe 4/2022 von FONDS professionell ab Seite 424 oder hier im E-Magazin.)
Konsolidierung schreitet voran
"Wir wissen aber auch, dass unsere Kunden vor großen Herausforderungen stehen", kommentierte BVR-Präsidentin Marija Kolak die Ergebnisse. "Inflation, hohe Energiepreise und Unsicherheiten über den wirtschaftlichen Fortgang haben im Jahresverlauf bereits zu rückläufigen Finanzierungsanfragen geführt", so Kolak weiter. Auf Unternehmensseite kämen Materialengpässe und der Arbeitskräftemangel hinzu.
Mittelfristig rechne der BVR aber wieder mit einem wachsenden Kreditgeschäft. Der Investitionsbedarf auf Privat- und Firmenkundenseite in Bereichen wie der energetischen Sanierung, CO2-freie Energieerzeugung und Digitalisierung sei enorm. Zudem schreitet in dem genossenschaftlichen Sektor die Konsolidierung voran. Über das Jahr 2022 sank die Zahl der Banken fusionsbedingt um 35 auf 737 Institute, teilte der Verband mit. (ert)