Union-Invest-Chef kritisiert "Heckenschützen" in seiner Finanzgruppe
Vier Genossenschaftsbanken mussten in jüngster Vergangenheit von der Sicherungseinrichtung der Finanzgruppe gestützt werden. Dies hat zu scharfen Wortmeldungen im Sektor geführt. Der Vorstandsvorsitzende von Union Investment, Hans Joachim Reinke, will jedoch keine Nestbeschmutzer dulden.
Nach den breiten öffentlichen Diskussionen über die Rettung mehrerer Genossenschaftsbanken hat der Vorstandsvorsitzende von Union Investment, Hans Joachim Reinke, die "Heckenschützen" in seiner Finanzgruppe kritisiert. Diese Bezeichnung wählte er der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge am Donnerstag (3.7.) bei einem Treffen der genossenschaftlichen Institute in Berlin.
"Wir sollten nicht irgendwelche Heckenschützen, die unser Nest – und das sind wir selber – beschmutzen, auch hier immer dulden", sagte der Chef der Fondsgesellschaft des Genossenschaftssektors. "Sondern wir sollten zusammenstehen in Solidarität", forderte er.
Kritik aus den eigenen Reihen
Offenbar stört sich Reinke an den vielen prominenten Wortmeldungen aus der Gruppe zu den jüngsten Rettungsaktionen. Auf Nachfrage von "Bloomberg" sagte er, die "Heckenschützen" würden die genossenschaftliche Organisation sowie den Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) beschädigen.
Insgesamt sei die Gruppe gut unterwegs, sagte Reinke. Das zeige sich etwa in der Geschäftsentwicklung und den Ratings der Häuser. "98 Prozent der 670 Banken machen da draußen einen sensationellen Job", erklärte der Union-Investment-Chef mit Blick auf die genossenschaftlichen Institute in Deutschland. "Warum sprechen wir dann über die zwei Prozent?", fragte er.
Die jüngsten Schieflagen
Die bekanntgewordenen Schieflagen betreffen insgesamt vier Banken. Bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden gab es Wertberichtigungsbedarf bei Krediten, Immobilien und Beteiligungen. Die Volksbank Dortmund-Nordwest kam wegen Immobilienfonds ins Schlingern. Die Volksbank Düsseldorf Neuss sah sich nach "betrügerischen Machenschaften" einer Forderung von 100 Millionen Euro gegenüber. Und die Raiffeisenbank im Hochtaunus geriet mutmaßlich aufgrund von Immobilienkrediten in Schwierigkeiten.
In allen vier Fällen war die Sicherungseinrichtung der Genossenschaftsbanken eingesprungen, über die sich die angeschlossenen Institute gegenseitige Stützung in Krisensituationen versprechen. In der Presse hatte dies für negative Schlagzeilen gesorgt, in der genossenschaftlichen Finanzgruppe waren kritische Stimmen laut geworden.
Umfassendes Maßnahmenpaket geplant
Nun will der Sektor mit einem umfassenden Maßnahmenpaket auf die jüngsten Rettungsaktionen reagieren. "Wir werden unsere Institutssicherung reformieren und mit deutlich schärferen Eingriffsrechten ausstatten", erklärte BVR-Präsidentin Marija Kolak bei dem Branchentreffen in Berlin. Geplant sei, die Beschlüsse dazu in den Gremien noch in diesem Jahr zu fassen. Zudem sollen die Governance und das verbundweite Risikomanagement in der Gruppe modernisiert werden. Daran werde mit Hochdruck daran gearbeitet, sagte Kolak. Beschlüsse darüber sollen spätestens in die Mitgliederversammlung 2027 eingebracht werden. (Bloomberg/am)