Die Riester-Rente ist der Prügelknabe von Sozial- und Rentenpolitikern sowie Verbraucherschützern geworden. Die Kritikpunkte sind immer gleich: Zu hohe Kosten bei zu niedrigen Renditen. Der letzte Punkt ist aber nicht die alleinige Schuld der Anbieter von Riester-Produkten. In Zeiten von Niedrig- oder sogar Minuszinsen ist der gesetzlich vorgeschriebene Kapitalerhalt rechnerisch eigentlich nicht mehr möglich. Daher haben die beiden Fondsriesen DWS und Deka vor einigen Monaten ihr Neugeschäft mit diesen Vorsorgeprodukten eingestellt. Nur Union Investment hält die Fahne hoch. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS)  erklärt Union-Produktmanager Björn Deyer, warum er die Kritik an Riester für übertrieben und warum sein Arbeitgeber an dem Produkt fest hält.

"Wir machen weiter, weil es derzeit kein alternatives staatlich gefördertes Vorsorgeprodukt gibt, das alle Einkommensgruppen in diesem Umfang parallel fördert", so Deyer. "Für viele Menschen ist die Riester-Rente weiter ein sehr guter Weg, sich für das Alter abzusichern. Die öffentliche Kritik ist teilweise berechtigt, aber übertrieben. An der Riester-Rente sollte festgehalten werden, aber sie muss reformiert werden." Damit meint Deyer neben einer Vereinfachung des administrativen Aufwandes für die staatlichen Zulagen vor allem eine Änderung der erwähnten Kapitalgarantie. Allerdings plädiert er nicht für deren vollständige Abschaffung, sondern nur für geringere Absicherungsquote von etwa 70 Prozent. 

Vier Prozent Rendite im Jahr
Der Experte spricht auch die angeblich maue Rendite vieler Riester-Angebote an. Mit einer Depotsteuerung der aktiv gemanagten Aktien- und Rentenfonds habe Union Investment ansehnliche Gewinne für Anleger erwirtschaften können: Kunden, die erst in den vergangenen Jahren gestartet seien, hätten nach Kosten und ohne Zulagen immerhin noch rund vier Prozent Rendite im Jahr erzielen können. Wer 2002 anfing, habe im Schnitt ein Plus von acht Prozent verbuchen können. Und mit Zulagen käme etwa ein Familienvater sogar auf eine Rendite von zwölf Prozent im Jahr.

Außerdem widerspricht er der Kritik, dass bei einem zu hohen Aktienanteil die Gefahr eines hohen Verlustes besteht, wenn kurz vor Rentenbeginn die Börsen abstürzen. "Das ist sehr unwahrscheinlich. Durch die lange Laufzeit wird ein großer Puffer aufgebaut, der mögliche Verluste abfedert", erklärt er. Auf lange Sicht lägen Aktien bisher immer im Plus. "Steigt die Schwankung an den Kapitalmärkten oder schmelzen die Puffer zu sehr zusammen, schichten wir in Anleihen um. Und in den Jahren vor Rentenbeginn machen wir das oft sowieso." (jb)