Die USA drängen auf eine Änderung im internationalen Bankenreglement, die die Kapitalanforderungen für mehrere der größten Kreditinstitute der Eurozone erhöhen könnte. Damit verschärfen sich die Spannungen zwischen Washington und den führenden europäischen Bankenaufsehern.

Nach Informationen aus Verhandlungskreisen will die US-Notenbank Federal Reserve eine Entscheidung revidieren, wonach die Eurozone bei der Bewertung grenzüberschreitender Risiken als ein einziges Regulierungsgebiet gilt. Von dieser Regelung profitierten Institute wie BNP Paribas, da die Höhe bestimmter Kapitalzuschläge von der internationalen Einstufung abhängt.

Die Initiative der Fed wurde am Mittwoch (1.10.) im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht beraten. Europäische Aufseher wehren sich jedoch und verweisen darauf, dass die Einigung 2022 im Lichte der Bankenunion bewusst so getroffen worden sei.

Mögliche Folgen für Großbanken
Sollte sich die US-Position durchsetzen, würden Geschäfte innerhalb Europas künftig wieder als grenzüberschreitend gelten. Das würde das Risikoprofil großer Banken erhöhen und könnte zu höheren Kapitalzuschlägen im Rahmen der sogenannten G-SIB-Regeln führen.

Die Aktie von BNP Paribas fiel nach Bekanntwerden der Pläne zunächst um bis zu zwei Prozent, bevor sie wieder ins Plus drehte. Vor 2022 war das Institut mit einem zusätzlichen Kapitalaufschlag von 50 Basispunkten konfrontiert gewesen. Ein Sprecher der Bank wollte sich nicht äußern.

EZB und Eurozone im Abwehrmodus
Auf europäischer Seite führt EZB-Chefaufseherin Claudia Buch die Gespräche mit den USA. Sie setzt sich klar für die Beibehaltung des bestehenden Systems ein. Ein Eurozonen-Vertreter stellte zudem infrage, ob die USA die Sonderregelung überhaupt einseitig kippen könnten.

Der Baseler Ausschuss umfasst 28 Jurisdiktionen, darunter sieben Euroländer sowie die EU selbst. Ein Alleingang der USA dürfte daher auf erheblichen Widerstand stoßen – der Konflikt um die Kapitalregeln ist damit vorgezeichnet. (mb/Bloomberg)