Richtig schlechte Nachrichten erreichten am vergangenen Montag (8. Februar) die Investoren des Leasing- und Factoring-Dienstleisters Grenke. Nach massiven Vorwürfen der Bilanzmanipulation war das Unternehmen bei internen Prüfungen seiner Geschäftsprozesse auf Probleme gestoßen. Der fürs operative Geschäft zuständige Vorstand Mark Kindermann trat zurück, erklärte Grenke in einer Ad-hoc-Mitteilung – danach brach die Aktie zwischenzeitlich um mehr als 30 Prozent ein.

Grenke-Großaktionär Uwe Rathausky zeigt sich angesichts der jüngsten Ereignisse zwar nicht massiv beunruhigt. Er übt aber deutliche Kritik an der Kommunikationspolitik des Unternehmens mit Sitz in Baden-Baden, in dem sein Mischfonds, der Acatis Gané Value Event, stark engagiert ist. "Der erneute Kurseinbruch ist unseres Erachtens weniger auf die inhaltliche Relevanz der Ad-hoc-Mitteilung und die darin angesprochenen Themen Compliance und interne Revision zurückzuführen, sondern auf die erneut mangelhafte Krisenkommunikation der Grenke AG", erklärt Rathausky in einer Stellungnahme auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE.

Rücktritt deutete sich bereits an
Der Rücktritt von Kindermann ist für Rathausky keine große Überraschung.  "Dass Herr Kindermann früher oder später aus dem Vorstand ausscheiden würde, deutete sich bereits durch die Pressemitteilung am 29. Oktober 2020 an", schreibt er. "Schließlich standen die Installation eines Chief Risk Officer auf Vorstandsebene und die Übertragung der Verantwortung für die interne Revision auf die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky im Zusammenhang mit der Stärkung der Compliance sowie des gesamten internen Kontrollsystems."

Grenke war bereits im September 2020 nach der Attacke des britischen Leerverkäufers Fraser Perring an der Börse massiv unter Druck geraten. Perring warf dem Unternehmen Betrug, Geldwäsche und Bilanzmanipulation vor – und wettete auf einen Absturz der Aktie. Grenke hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und zwei Sonderprüfungen in Auftrag gegeben: eine bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) und eine weitere bei KPMG. Mitte Dezember hatte Grenke öffentlich erklärt, KPMG habe hinsichtlich der Angemessenheit der organisatorischen Geldwäscheprävention "wesentliche Beanstandungen" formuliert. 

Keine wesentlichen Auswirkungen
Durch die Ergebnisse der WKGT-Untersuchung hatte sich Grenke zwar weitgehend entlastet gesehen. Nun lässt der Rücktritt Kindermanns bei Investoren aber erneut Zweifel aufkommen. Rathausky beurteilt die jüngsten Geschehnisse eher nüchtern. "Laut der Ad-hoc-Mitteilung vom 8. Februar 2021 geht es offenbar nur um prozessuale Themen, die demnach keine wesentlichen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben sollten", erklärt er. Doch er bezieht auch klar Position. 

"Die Grenke AG hat es bisher versäumt, die Zusammenhänge und die Auswirkungen der Demission von Herrn Kindermann zu erklären", führte Rathausky am Dienstag aus. "Hier ist dringend Transparenz geboten. Die Grenke AG, die Wirtschaftsprüfer und die Bafin müssen schleunigst abschließende Ergebnisse liefern, damit der Kapitalmarkt das Vertrauen in die Gesellschaft zurückerlangen kann", fordert der Fondsmanager.

Noch keine Schlussfolgerungen
Dazu, welche konkreten Schlüsse er aus den neuen Entwicklungen bei Grenke für den Acatis Gané Value Event ziehen wird, möchte Rathausky sich aktuell nicht äußern. Mitte September machten Grenke-Aktien 4,09 Prozent des Sondervermögens aus. Der Frankfurter Fondsanbieter Acatis, der als Kapitalverwaltungsgesellschaft für den Acatis Gané Value Event fungiert, hatte den Kursabsturz der Grenke-Aktien im vergangenen Herbst sogar dazu genutzt, Papiere nachzukaufen. "Wir halten das Unternehmen und sein Geschäftsmodell weiterhin für solide", hatte das Team um Hendrik Leber geschrieben.

Grenke hat auf die Forderung nach mehr Transparenz bereits reagiert und am Dienstag (9. Februar) ein Schreiben an die Investoren versandt, das die Vorgänge näher beleuchten und erläutern soll. (am)