Am deutschen Versicherungsmarkt sind Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) auf dem Vormarsch, während Aktiengesellschaften und öffentliche Versicherer an Boden verlieren. "Die Vereine sind ganz klar die Marktanteilsgewinner", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) Reiner Will, den Chef des Kölner Instituts für Versicherungsinformation (Kivi), anlässlich der Präsentation einer Studie zur Entwicklung in den drei Rechtsformen für Versicherer in den 25 Jahren zwischen 1997 und 2021. Eine Anmerkung: Die Kivi-Forscher betrachteten die Rechtsform der Obergesellschaft. Ist sie als Verein organisiert, werden die Zahlen aller Töchter dieser Kategorie zugerechnet, auch wenn die Tochterfirma als Aktiengesellschaft firmiert.

Im Detail ergab die Analyse, dass die Vereine, die den Kunden gehören, 1997 noch einen Marktanteil von 28,1 Prozent hatten. 25 Jahre später waren es 36,8 Prozent an einem Markt, der 228 Milliarden Euro schwer war, so die "SZ", der die Kivi-Studie vorliegt. Zwar steigerten die Aktiengesellschaften in dem Vierteljahrhundert ihre Einnahmen von 63 auf 120 Milliarden Euro, allerdings wuchs der Markt stärker. Damit hatten die Aktiengesellschaften 2021 nur noch einen Marktanteil von 52,8 Prozent – nach 60,2 Prozent im Jahr 1997. Der Anteil der öffentlichen Versicherer sank um 1,2 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent. 

Massiver Zuwachs im Komposit-Bereich
Die stärksten Zuwächse konnten die Vereine im Sachbereich verzeichnen. Bestes Beispiel sei die Huk-Coburg, die 2011 in der Kfz-Versicherung der Allianz die Marktführerschaft abnahm. Allein in dieser Sparte konnten die Vereine laut "SZ" ihren Marktanteil in 25 Jahren von 37,2 auf 49,3 Prozent steigern. Die Aktiengesellschaften verloren von 51,7 auf 40,6 Prozent, die öffentlichen Versicherer stagnierten bei zehn Prozent.

Ähnlich ist die Entwicklung in der privaten Krankenversicherung, in der 2021 immerhin 55,4 Prozent der Beitragseinnahmen auf VVaGs wie Marktführer Debeka, Signal Iduna, Huk-Coburg oder Barmenia entfielen, so die Zeitung. Sie haben über 25 Jahre 4,6 Prozentpunkte gewonnen. Die öffentlichen Versicherer – das sind vor allem UKV und Bayerische Beamtenkrankenkasse – waren 0,3 Punkte im Plus und kamen auf 6,6 Prozent. Die Aktiengesellschaften verloren 4,8 Punkte auf 38,1 Prozent. Dazu gehören Axa, die Ergo-Tochter DKV, Allianz und Generali.

Aktiengesellschaften weiter führend im Lebens-Bereich
In der Lebensversicherung dagegen dominieren nach wie vor die Aktiengesellschaften mit 62,3 Prozent Marktanteil im Jahr 2021. 25 Jahre zuvor hatten sie aber noch 68,1 Prozent. Die Lebensversicherungs-Vereine dagegen konnten ihren Anteil um 6,3 Punkte auf 27,5 Prozent erhöhen, die öffentlichen Lebensversicherer verloren leicht um 0,4 Punkte auf 10,2 Prozent. (jb)