Was für Europas Banker 2025 die höchste Priorität hat
Für europäische Investmentbanker werden in diesem Jahr nicht die Boni im Vordergrund stehen. Deutlich wichtiger dürfte für viele die Sicherheit ihrer Jobs sein. Denn so manches Institut plant einen harten Stellenabbau.
Normalerweise ist der Jahresanfang für europäische Banker die Zeit, in der sie nervös auf eine Nachricht über ihre Boni warten. 2025 dürften sich einige jedoch eher fragen, ob sie bald überhaupt noch einen Job haben werden. Denn verschiedene Institute haben angekündigt, dass sie Stellen streichen werden, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet.
So teilte etwa Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, seinen Mitarbeitern am Donnerstag (30.1.) mit, dass er die Beschäftigtenzahl – einschließlich der Führungskräfte – reduzieren wird. Der Chef der britischen Großbank HSBC, Georges Elhedery, hatte Anfang vergangener Woche bekanntgegeben, dass der Finanzriese große Teile seiner Investmentbank in Europa und den USA schließen werde. Selbst das Schweizer Private Banking ist nicht immun gegen die Turbulenzen: Die UBS streicht "Bloomberg" zufolge Hunderte von Arbeitsplätzen in ihrem Heimatmarkt. Bei Julius Bär dürfte es in den nächsten zwei Jahren zu einer Entlassungswelle kommen.
Die Weichen stellen
Sewing sagte gegenüber Reportern, 2025 werde ein bedeutendes Jahr sein, in dem die Weichen für den künftigen Erfolg gestellt werden. Hinter allen geplanten Maßnahmen stehe der Versuch, rückläufige Gewinne wieder zu verbessern. Der wirtschaftsfreundliche Deregulierungsansatz der neuen Trump-Regierung dürfte die Situation noch verschärfen und die europäischen Banken gegenüber ihren Rivalen an der Wall Street möglicherweise benachteiligen. Zusätzlich belastet die Konjunkturflaute in der Europäischen Union.
Sewing verwies auf das Potenzial für einen Abbau von Managementpositionen und sogar ganzer Geschäftsbereiche in den kommenden Jahren. Zuvor hatte die Bank einen Anstieg der Ausgaben um 14 Prozent im Schlussquartal gegenüber dem Vorjahr berichtet. Dies überschattete ein besser als erwartetes Ergebnis der Investmentbank.
UBS: Nach der Übernahme Kosten sparen
UBS-Chef Sergio Ermotti hatte gegenüber "Bloomberg" bereits im Januar erklärt, dass er im Zuge der Übernahme der Credit Suisse den Personalbestand weiter reduzieren werde. Zusätzlich zu den seit dem Deal schon erzielten 7,5 Milliarden Dollar an Kosteneinsparungen sollen weitere 5,5 Milliarden Dollar folgen.
Der Stellenabbau bei Julius Bär wird abteilungsübergreifend erfolgen, und auch die 15-köpfige Geschäftsleitung der Bank soll deutlich verkleinert werden, wie "Bloomberg" bereits berichtete. Unter dem neuen Chef Stefan Bollinger wollen die Züricher eine Trendwende fortsetzen, die nach den Verlusten im Zusammenhang mit dem untergegangenen Immobilienimperium Signa eingeleitet wurde. Ende 2023 hatte die Bank etwa 7.400 Mitarbeiter.
Nicht alles ist düster und trostlos
Dennoch sehe für Europas Kreditinstitute nicht alles düster und trostlos aus, schreibt "Bloomberg". Einige von ihnen planten, die Boni für ihre Investmentbanker in diesem Jahr zu erhöhen. Die Deutsche Bank erwäge eine zehnprozentige Steigerung. BNP Paribas ziehe eine Erhöhung um fünf Prozent in Betracht. Barclays wolle nach einem besseren Jahr für Händler und Beratungsteams sogar um bis zu 20 Prozent erhöhen.
Die bisher dramatischsten Veränderungen werden bei der HSBC vonstattengehen, voraussichtlich aber erst im Juni. Seit er vor fünf Monaten das Ruder übernommen hat, ist es Bankchef Elhederys Mission, das britische Institut komplett umzugestalten. Sein jüngster Schritt dürfte jedoch alle Träume von einem Wettstreit mit Wall-Street-Kollegen begraben, schätzt "Bloomberg". "In Zukunft werden wir uns auf Bereiche konzentrieren, in denen wir unseren Firmen- und institutionellen Kunden am besten dienen können", erklärte Michael Roberts, der die Abteilung für Firmen- und institutionelles Bankwesen der HSBC leitet. (Bloomberg/am)