Weckruf für Deutschland? LBBW-Chef fordert Streichung von Feiertagen
LBBW-Chef Rainer Neske schlägt die Abschaffung von zwei Feiertagen vor, um Deutschlands Produktivität zu steigern. Damit reiht er sich in eine wachsende Gruppe von Top-Managern ein, die eine neue Debatte über Arbeitszeit, Leistungsbereitschaft und Wettbewerbsfähigkeit anstoßen.
LBBW-Chef Rainer Neske hat sich für die Streichung von ein bis zwei Feiertagen ausgesprochen. Deutschland befinde sich im "brutalen" globalen Wettbewerb und müsse dringend produktiver werden, sagte er im Gespräch mit der "Wirtschaftswoche". Ein Sprecher der Bank bestätigte die Aussagen auf Nachfrage von "Bloomberg News".
Neske verwies auf Studien, laut denen in Deutschland deutlich weniger gearbeitet wird als in vielen anderen Ländern. "Wir haben in Deutschland schon relativ viele freie Tage. Deshalb halte ich es für nicht ungebührlich, ein oder zwei Feiertage zu streichen", sagte er.
Feiertage als psychologisches Signal
Zwei gestrichene Feiertage allein würden Deutschland nicht retten, so Neske – doch sie könnten einen Beitrag leisten. "Der Verzicht auf Feiertage wäre auch ein psychologisches Signal, eine Art Weckruf, dass jetzt alle anpacken müssen. Das würde ich nicht unterschätzen", betonte der LBBW-Chef.
Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) lag die durchschnittliche Jahresarbeitszeit eines Deutschen im Erwerbsalter 2023 bei 1.036 Stunden. Zum Vergleich: Griechen kamen auf 1.172 Stunden, Polen auf 1.304 Stunden, und in Neuseeland wurden sogar über 1.400 Stunden gearbeitet.
Mit seinen Aussagen steht Neske nicht allein. Auch andere Führungskräfte der Branche fordern ein Umdenken beim Arbeitsethos:
- Thomas Groß, Helaba: "Wir werden wieder mehr leisten müssen."
- Oliver Bäte, Allianz: "Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir so viel und so produktiv arbeiten möchten, wie das in anderen Ländern üblich ist."
- Christian Sewing, Deutsche Bank: "Investoren zweifeln an der Leistungsfähigkeit – und schlimmer – am Leistungswillen Deutschlands."
Neske stellt klar, dass die Diskussion um Feiertage nur ein Teilaspekt ist. "Wir werden in vielen verschiedenen Bereichen ansetzen müssen, um die Produktivität zu erhöhen." Die Arbeitszeit sei dabei ein möglicher Hebel. (mb/Bloomberg)