Wefox Insurance stoppt Neugeschäft bei "Lock-Tarifen"
Wefox steht offenbar unter Druck. Das Insurtech muss rentabler werden. Daher überprüft die Versicherungssparte des Unternehmens bestehende Policen und setzt das Neugeschäft bei einigen Tarifen aus.
Wefox macht gerade offenbar Inventur und stellt seine Versicherungstarife und bestehenden Verträge auf den Prüfstand: Die Versicherungssparte Wefox Insurance setzt das Neugeschäft mit den "Switch-Tarifen" der Hausrat- und Haftpflichtversicherung aus. Das sind "Anlock-Tarife", bei denen das Insurtech die Leistung der Vorversicherung eines Neukunden übernimmt, die Jahresprämie aber um fünf Prozent reduziert.
Berichte in mehreren Branchenmedien wie dem "Versicherungsjournal" und "Pro Contra", dass auch das Neugeschäft im Kfz-Bereich zumindest vorübergehend eingestellt werde, wies das Unternehmen auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE aber zurück. "Wir bieten nach wie vor in jeder Versicherungssparte von Wefox Insurance Tarife an, die von unseren Partnern an ihre Kunden verkauft werden können und verkauft werden", heißt es in einem Statement von Wefox. "Versicherungsjournal" und "Pro Contra" wiederum verweisen auf Informationsschreiben des Insurtechs an Kunden und Vermittler.
Mögliche Kündigungen
Sicher ist aber, dass bestehende Kunden mit einer Kündigung ihres Vertrages rechnen müssen. Das Insurtech prüft nach eigenen Angaben, ob "die in die Zukunft gerichtete Risikobewertung des Vertrags in einem unpassenden Verhältnis zur Prämie steht". Eine Kündigung muss allerdings nicht das Ende der Geschäftsbeziehung sein. Makler sollen die Kunden rechtzeitig informieren, um dann "gemeinsam mit dem Kunden die passende Ausrichtung für den Versicherungsschutz zu finden".
Zu den Gründen für die Schritte äußert sich das Unternehmen nur schmallippig, verweist auf seine Strategie zur "Steigerung der Rentabilität". Mit dieser scheint es tatsächlich nicht so weit her zu sein. Medienberichten zufolge erzielte Wefox 2021 einen Jahresumsatz von 320 Millionen Euro, schrieb aber immer noch rote Zahlen. Die Geschäftszahlen für 2022 sind noch nicht veröffentlicht.
Zweifel an ausgefeilter IT
Zudem wecken die Berichte Zweifel an der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells von Wefox. So sei das bisherige Wachstum nicht die Folge einer ausgefeilten IT, sondern durch Zukäufe und Übernahme von traditionellen Vertriebsorganisationen gelungen. Zumindest in personeller Hinsicht hat Wefox reagiert: Ex-Franke-Bornberg-Manager Günther Blaich soll als neuer Country Lead Germany das Deutschlandgeschäft auf Profitabilitätskurs bringen. (jb)