Welche Rolle Sparpläne beim Wachstum der ETFs spielen
Das Wachstum bei börsengehandelten Fonds scheint ungebrochen. Auch unter Privatanlegern gewinnen die Indexfolger immer mehr an Attraktivität. Ein Grund für den Erfolg ist die Möglichkeit des regelmäßigen Sparens per ETF, meinen mehrere Branchenakteure.
Börsengehandelte Fonds (ETFs) haben sich zu einer Größe in der Investmentwelt entwickelt. Auch unter Privatanlegern gewinnen die Produkte an Bedeutung. Ein Treiber beflügelt diese Entwicklung. "Der ETF ist eine Erfolgsgeschichte", sagt Andreas Zingg, Leiter Multi-Asset Solutions bei Vanguard. "Ein Faktor in Deutschland oder Österreich sind die ETF-Sparpläne, die eine erhebliche Dimension angenommen haben."
Ähnlich sieht das David Wenicker, Leiter iShares & Wealth Deutschland bei Blackrock. "Das Wachstum bei ETF-Sparplänen ist signifikant", sagt Wenicker. "Wir verzeichnen Milliardenabsätze über diese Art des Investierens." ETF-Sparpläne würden einen immer größeren Anteil an den Zuflüssen gewinnen. "Sparpläne fördern die Investmentkultur und bieten auch Anlegern mit kleinem Budget einen Einstieg ins Investieren", erläutert der Branchenkenner.
Klassisches Einstiegsprodukt
"Im ETF-Vertrieb ist der Selbstentscheider, also der gut informierte Privatanleger, der eigenständig Investitionsentscheidungen trifft, weiterhin einer der größten Treiber", stellt auch Simon Klein, globaler Leiter Xtrackers-Sales bei der DWS, fest. "Damit profitiert auch das gesamte Segment um die Selbstentscheider herum, also Online-Banken oder Neobroker. ETFs entwickelten sich bei den Kunden hier zum präferierten Vehikel."
Welche weiteren Entwicklungen sich im ETF-Vertrieb vollziehen, lesen Sie in Ausgabe 3/2024 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.
Im Zuge der Zinswende haben zwar bei dieser Kundenzielgruppe Tagesgeld- und Festgeldkonten wieder an Attraktivität gewonnen. "Aber der ETF-Sparplan gilt als das klassische Einstiegsprodukt in die Welt des Investierens", meint iShares-Leiter Wenicker. "Der ETF-Sparplan hat sich für viele Anleger als Instrument bewährt." ETF-Sparpläne würden mittlerweile ein Wachstum von durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr aufweisen, ergänzt DWS-Mann Klein.
Export-Modell
Das bislang in Deutschland und Österreich groß gewordene Format könnte gar zum Exportschlager werden. "Ich bin überrascht, wie unbekannt das Instrument in anderen Ländern bis anhin gewesen ist", verrät Wenicker. "Sparpläne sind ein Erfolgsmodell, das wir exportieren können." So rechne sein Haus damit, dass die Anzahl der ETF-Sparpläne in Europa bis 2028 von 7,6 auf 32 Millionen ansteigen werde, was einer Vervierfachung gleichkäme.
Doch auch außerhalb des Kontinents sieht Wenicker Potenzial. "Wir erkennen Interesse aus anderen europäischen Ländern, aber auch aus Lateinamerika und dem Asien-Pazifik-Raum", so der Manager. "Man muss allerdings die entsprechende Technologie und Infrastruktur aufbauen, etwa den Handel von Bruchstücken."
Baustein-Lieferant
Angesichts der Attraktivität des Geschäfts stellt sich die Frage, ob die Produktanbieter nicht selbst einen Zugang zu den Kunden aufbauen sollen. Klein schließt das aber aus. "Wir sehen uns als Baustein-Lieferant im Asset Management", sagt der DWS-Mann. "Daher werden wir nicht direkt Retail-Anleger ansprechen." Man schlage vielmehr den Weg über Partnerschaften ein, der sich bewährt habe. "Neobroker und Direktbanken sind Technologiefirmen, die eine sehr hohe Nutzerfreundlichkeit schaffen, hier können wir profitieren", erläutert Klein.
"Der Zugang zu Retail-Anlegern ist teuer", führt Klein aus. "Warum sollten wir uns das selbst aufbürden und zudem noch in Konkurrenz zu Neobrokern und Direktbanken treten?" Daher bevorzuge sein Haus das Konzept der offenen Architektur. Auch andere ETF-Anbieter dürften aus ähnlichen Gründen einen ähnlichen Kurs steuern. Lediglich Vanguard hatte mit der hauseigenen digitalen Vermögensverwaltung einen Schritt in diese Richtung gewagt, sich aber wieder zurückgezogen. (ert)