Wie Asset Manager auf den Preiskampf reagieren
Die Fondsgebühren fallen und fallen. Anbieter geraten zunehmend unter Druck. Die Gesellschaften schlagen daher meist zwei Wege ein, um dem Preisrutsch zu begegnen, zeigt eine Untersuchung eines Analysehauses.
Angesichts sinkender Gebühren erweitern Fondsgesellschaften ihr Dienstleistungsangebot. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des auf die Asset-Management-Industrie spezialisierten Analysehauses Cerulli Associates. Demnach schlagen die Anbieter zwei Wege ein, um dem Einnahmenschwund zu begegnen: Einerseits setzten sie auf moderne Technologie und andererseits auf die Beratung bei der Asset Allocation.
Die Fondsgebühren stehen seit geraumer Zeit unter Druck. Dies hat mehrere Gründe. "Zusammengenommen verstärken sich diese und verursachen einen Wandel in der Branche", sagt Bing Waldert, Geschäftsführer bei Cerulli Associates. "Die strengere Regulierung hat etwa führte dazu, dass die Fondsauswahl nach formelleren Verfahren abläuft", erläutert Waldert. "Damit steigt die Nachfrage nach günstigen, passiven Produkten."
Zudem würden professionelle Investoren als ersten Schritt bei der Fondsselektion die teuersten Produkte eines Segments von der Kandidatenliste streichen. Dies führe dazu, dass sich Asset Manager bei den Gebühren gegenseitig zu unterbieten versuchen. Sie wollten vermeiden, "am Ende mit überdurchschnittlichen Kosten dazustehen", ergänzt der Experte.
Fressen oder gefressen werden
Mitunter senken die Anbieter die Gebühren für ein Produkt gar auf null. Im Gegenzug bieten die Asset Manager ihren Kunden an, deren Portfolio aufzubauen und die Aufteilung über die verschiedenen Anlageklassen wir Aktien, Anleihen, Währungen sowie Immobilien und Rohstoffe zu übernehmen – und streichen dafür entsprechende Gebühren ein. Diese Aufgabe übernahmen bislang eigentlich Gruppen wie die Vermögensverwalter. Diese wiederum gießen ihre Strategien häufig in Fonds und bieten sie zum Verkauf an. "Dies zeigt, wie Asset Manager und Wealth Manager gegenseitig in ihre Wertschöpfungskette eindringen und versuchen, sich selbst einen größeren Anteil an den insgesamt sinkenden Einnahmen zu sichern", folgert Waldert.
Auch die Digitalisierung verschärft den Preisdruck. Das Wachstum von Robo-Advisorn beflügelt auch die Nachfrage nach günstigen Produkten wie ETFs. Infolge dessen bringen die Fondsanbieter eigene, digitale Vermögensverwaltungen auf den Markt und setzen auf technologischen Neuerungen, um ihre Ausgaben zu drücken. "Eine Automatisierung kann etwa die Handelskosten deutlich mindern", meint der Cerulli-Experte. (ert)
Kommentare
Preiskampf
AntwortenKapitalverwaltungsgesellschaften vereinbaren, von Privatanlegern unbemerkt, mit institutionellen Investoren die Erstattung von Verwaltungsvergütungen und offerieren ihnen eigene Anlageklassen zu signifikant reduzierten Kosten. Denn professionelle Anleger akzeptieren keine Ausgabeaufschläge und oft allenfalls die Hälfte der Verwaltungsgebühren, wie sie dem Fondsvermögen normaler Anleger entnommen werden. Privatanlegern, die bei ihren Fondskäufen auf Anbieter und Berater vertrauen, wird man Rabatte bei den Verwaltungsgebühren, deren teilweise Rückzahlung und die Erstattung von Ausgabeaufschlägen, d. h. Konditionen ähnlich institutionellen Investoren, auch angesichts des dargestellten Preiskampfs weiterhin nicht zugestehen, solange Bestandspflegeprovisionen und sonstige Vertriebsentgelte winken. Gebührenreduzierungen durch deren Wegfall führen zu vermutlich 30 %igen Renditesteigerungen. § 26 KAGB bestimmt, dass nicht nur die Professionals davon profitieren.
Finanzanwalt am 07.07.18 um 13:45