Wirecard-Skandal: Prüfer hält Bilanz der Banktochter unter Verschluss
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC will den testierten Jahresabschluss der Wirecard Bank für das Jahr 2019 nicht herausgeben. Grund: In diesen könnten falsche Angabe eines Finanzmanagers eingeflossen sein. Dumm nur, dass ohne den Bericht ein Verkauf der Bank schwierig wird.
Michael Jaffé, Insolvenzverwalter des Zahlungsabwicklers Wirecard aus Aschheim bei München, hat ein ernstes Problem: Er würde Teile des Konzerns, die echte und nicht bloß erfundene Gewinne gemacht haben, liebend gern so schnell wie möglich verkaufen. Dazu zählt auch die Wirecard Bank, die anders als die Muttergesellschaft nicht insolvent ist. Doch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, die für das Jahr 2019 die Bilanz der Bank testiert hatte, weigert sich offenbar, den Jahresabschluss herauszugeben. Dies berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).
PwC wolle nicht in den Wirecard-Skandal hineingezogen werden, schreibt die SZ. Daher habe die Gesellschaft der Wirecard Bank verboten, die testierte Bilanz für 2019 an Dritte weiterzureichen. PwC begründet dies der SZ zufolge in einem Schreiben an die Bank. Darin weisen die Wirtschaftsprüfer darauf hin, die Prüfung der Zahlen habe auch auf Angaben eines Finanzmanagers der Wirecard AG beruht, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. Daher halte PwC es offenbar für möglich, getäuscht worden zu sein, berichtet die Zeitung.
Missliche Lage
Sollte sich die testierte Bilanz der Wirecard Bank für 2019 aus diesem Grund heraus tatsächlich als falsch erweisen, dann träfe die Wirtschaftsprüfer keine Schuld. PwC wolle sich also einfach absichern, schreibt die SZ. Jaffé ist trotzdem in einer misslichen Lage, denn für die Wirecard Bank gibt es bereits einige Kaufinteressenten. Ohne die Bilanz für das Jahr 2019 dürfte eine Übernahme aber schwierig werden. Denn in diesem Fall müsste der Käufer der SZ zufolge selbst mit PwC über die Herausgabe des Jahresabschlusses streiten.
Die Wirecard Bank wiederum hat ein Jahr Zeit, ihre Zahlen offenzulegen. So sieht es Paragraf 325 des Handelsgesetzbuches vor. Diese Frist läuft erst 2021 ab. Unklar ist auch, wer eigentlich haften würde, wenn die Bilanz wirklich fehlerhaft wäre.
Verschiedene Szenarien
Trotz der widrigen Umstände gebe es aber "weiterhin nachhaltiges Interesse an einem Erwerb der Bank beziehungsweise des Geschäftsbetriebs", hat der Wirecard-Konzern dem Bericht der SZ zufolge mitgeteilt. Dennoch werden derzeit offenbar alternative Szenarien durchgespielt, unter anderem auch die Abwicklung der Bank. (am)
Kommentare
diese Vorsicht der PwC ist bereits die Antwort auf ungestellt Fragen
AntwortenWenn die PwC GmbH die Bilanz der wirecard aus Vorsicht vor möglichen Konsquenzen aus einer durchgeführten Bilanzprüfung zurückhält, so ist doch bereits offensichtlich - ohne eine Vorverurteilung vorzunehmen - , daß die PwC das Ergebnis Ihrer Prüfung bei wirecard für nicht tragbar oder fehlerfrei hält; ansonsten könnte sie die Prüfungsergebnisse mit dem Verweis auf nicht erkennbare, falsche Angaben auch jetzt freigeben. Wenn aber, wie ja bereits bekannt ist, seit Jahren Konten der wirecard, die es nie gegeben hat und auf denen offenbar Mrd-Beträge ohne einen einzigen Beleg in die Bilanz eingegangen sind und am Ende der Abschlußbericht der PwC keine graviernen Mängel bescheinigt, dann - mit Verlaub - stinkt das Ganze doch zum Himmel, oder etwa nicht? Da kann man durchaus gespannt sein, wie sich die PwC aus diesem Bilanzprüfungsdesaster freischaufeln will, ohne am Ende selbst als Mitverursacher eines riesigen, geschichtsträchtigen Bilanzfälschungsskandals dem Weg der wirecard in den wirtschaftlichen Ruin zu folgen. Interessant bleibt, welche Verstrickungen zwischen gesuchten Betrügern & Bilanzfälschern mit internationalem Haftbefehl, der PwC und der BaFin und Finanzminister Olaf Scholz und Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel möglich sind - die ganze Wahrheit werden wir wohl nie erfahren... Fachmakler Knut Kahnt
kontakt@ohne-schaden.de am 18.09.20 um 17:44