Wohnungssanierer Degag kann Genussrechte nicht bedienen
Die Deutsche Grundbesitz Holding kauft ältere Wohnungsbestände mit hohem Leerstand und Sanierungsbedarf auf, saniert und vermietet sie und verkauft sie später weiter. Zur Finanzierung des Modells arbeitete sie mit Kapital von Privatanlegern – und steckt jetzt in Zahlungsnöten.
In einem Rundschreiben teilt die Degag Deutsche Grundbesitz Holding ihren Vertriebspartnern mit, dass sie Zins- und Rückzahlungen für die von ihr begebenen Genussrechte der Degag Kapital GmbH, der Degag Wi8 GmbH und der Degag Bestand und Neubau 1 GmbH aussetzt.
Sie beruft sich dabei auf den in den Zeichnungskonditionen verankerten "qualifizierten Nachrang" der Anlegeransprüche, was heißt, dass Auszahlungen nur dann vorgenommen werden dürfen, wenn sie nicht einen Insolvenztatbestand schaffen würden ("vorinsolvenzliche Durchsetzungssperre"). Zuerst hatten das "Handelsblatt" und das Online-Portal "Investmentcheck" darüber berichtet.
"In eine neue Welt überführen"
Für die aktuellen Degag-Produkte ist der Vertrieb ausgesetzt worden. Zu ihren Beweggründen gibt die Degag an, "die alte Degag-Produkt-Welt in eine neue überführen und die Gruppe restrukturieren" zu wollen. Es seien Verhandlungen zur Refinanzierung und zum Verkauf der bestehenden Immobilienportfolios im Gange, mit dem Ziel, "in einem geordneten Verfahren", wie es in dem Anschreiben heißt, "mit externer professioneller Hilfe" die Interessen der Anleger und Vertriebspartner besser zu schützen.
Die Anleger sollen gemäß Ankündigung noch diese Woche informiert werden. Laut "Handelsblatt" hat die Degag über Genussrechte circa 275 Millionen Euro bei rund 4700 Anlegern platziert. Der Zahlungsstopp sei nötig geworden, erfuhr das "Handelsblatt" von Degag-Vorstand Bernd Klein, weil Ende letzten Jahres eine Bank bei der Refinanzierung des Wohnungsbestands abgesprungen sei, ein adäquater Nachfolger nicht gefunden werden konnte und eine Brückenfinanzierung vergangene Woche geplatzt sei. (tw)