Die Aberdeen Group mit Hauptsitz im schottischen Edinburgh hat sich mit einem Strategiepapier an die britische Finanzaufsicht gewandt mit dem Ziel, den Zugang von Privatanlegern zu Investments in die sogenannten Privatmärkte zu verbessern. Grundsätzlich hätten Privatmarktanlagen in den vergangenen 18 Jahren eine deutlich bessere Wertentwicklung als traditionelle 60/40-Strategiemodelle aus Aktien und Anleihen erzielt, heißt es darin.

Eine diversifizierte Auswahl von Privatmarkt-Investments habe den klassischen Mischfonds immerhin um durchschnittlich 100 Prozentpunkte übertroffen. Vor dem Hintergrund wachsender Pensionslücken und zurückgehender Erträge traditioneller Anlagen sei es daher durchaus sinnvoll, auch privaten Investoren und insbesondere auch Kleinanlegern einen breiteren Zugang zu diesen Märkten zu ermöglichen.

Demokratisierung privater Investments
Gleichzeitig aber warnt Aberdeen vor "erheblichen Herausforderungen", mit denen gerade Privatanleger konfrontiert seien beim Versuch, entsprechende private Vermögenswerte zu erwerben, etwa in Form von britischen LTAFs, Long Term Asset Funds, die in etwa dem europäischen Modell der ELTIFs, dem European Long-Term Investment Fund, entsprechen. Der schottische Asset Manager, der selbst entsprechende Produkte anbietet, hat zahlreiche Hürden für eine solche "Demokratisierung privater Investments" identifiziert.

Dazu zählen die Briten nicht nur große Leistungsunterschiede zwischen den Managern solcher Produkte, sie weisen auch auf mangelnde Vergleichbarkeit entsprechender Renditeberichte, fehlende Benchmarks, eine oft unzureichende Transparenz bei der Bewertung der Assets sowie die uneinheitliche Darstellung von Kosten und Gebühren hin. Insbesondere die fehlende Handelbarkeit vieler Produkte wie LTAFs oder ELTIFs erschwere deren Einbindung in bestehende Portfoliolösungen.

Acht-Punkte-Agenda
Deshalb fordert Aberdeen gezielte Initiativen, um den Zugang von Privatinvestoren zu den privaten Märkten zu verbessern. Im Herzstück ihres Strategiepapiers hat die Gesellschaft daher eine Acht-Punkte-Agenda formuliert, die folgende konkrete Maßnahmen umfasst:

  • Standardisierung von Performance-Berichten: Einführung eines einheitlichen Templates, das sowohl zeitgewichtete Renditen als auch die sogenannte IRR (Internal Rate of Return) ausweist.
  • Mehr Transparenz und Offenlegung: Umfangreichere Berichtspflichten zu gehaltenen Assets, Risikomanagement und Bewertungsmethoden der Anlagen.
  • Gold-Standard für Bewertungen: Entwicklung ambitionierter Branchenstandards zur Bewertung von Privatmarkt-Assets, analog zu etablierten Standards im Immobiliensektor.
  • Integration in Mainstream- und Plattform-Lösungen: Zusammenarbeit der Branche, um Privatmarktprodukte besser in täglich handelbare Plattformen und Portfolios einzubinden.
  • Offene Risiko-Diskussionen: Ehrliche Kommunikation über die spezifischen Risiken privater Investments im Vergleich zu öffentlichen liquiden Märkten.
  • Standardisierte Offenlegung von Kosten: Einheitliches Rahmenwerk für die Darstellung aller Kosten – auch fondsübergreifend – und die Vergleichbarkeit "netto nach Gebühren" mit öffentlich gehandelten Fonds.
  • Produktneutrale Regulierung: Politik und Aufsicht sollten flexibel mit unterschiedlichen Vehikeln für diverse Anlegergruppen umgehen und keine Produktform bevorzugen.
  • Nationale Taskforces und Bildung: Die Bildung von nationalen Arbeitsgruppen und konsequente Aufklärungskampagnen rund um Privatmarktanlagen, um das Verständnis und den Zugang zu fördern.

Unter Beachtung dieser Regeln biete ein zunehmendes Engagement von Privatanlegern in den Private Markets ein erhebliches Potenzial, um sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Ziele wie die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen oder von Infrastrukturanlagen zu erreichen und zu verbessern, heißt es abschließend von Aberdeen. Denn entscheidend für den Erfolg sind aus Sicht der Autoren eine deutliche Verbesserung der Transparenz, gezielte politische Initiativen und der klarere Fokus auf den Schutz und die Information privater Investoren. (hh)