Abruptes Ende: Baufi-Geschäft bei Sparkassen eingebrochen
Der Baufinanzierungs-Boom ist vorbei. Die Nachfrage nach Baukrediten ist zuletzt stark zurückgegangen, berichtet Sparkassenpräsident Helmut Schleweis im Interview mit dem "Handelsblatt". Für die Zukunft setzt er auf Kredite für energetische Sanierungen.
Viele Jahre waren Baufinanzierungen ein wichtiges Standbein der Sparkassen. Allein im Geschäftsjahr 2021 hat sich der Bestand an Wohnbaukrediten um sieben Milliarden Euro auf 365,5 Milliarden Euro erhöht. In diesem Jahr hat sich der Trend gedreht, der Boom in der Baufinanzierung ist abrupt zu Ende gegangen. "Die Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen, viele Projekte im Planungsstadium werden storniert", sagte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis im Interview mit dem "Handelsblatt". Zudem beobachtet er einen anderen Trend: Die Kunden sparen deutlich weniger – sie brauchen das Geld für den Lebensunterhalt.
Der Einbruch beim Baufi-Geschäft kam erst in den vergangenen Wochen. "Im ersten Halbjahr gab es noch eine hohe Nachfrage nach Immobilienkrediten. Das lag jedoch auch daran, dass viele Projekte planerisch und finanziell schon auf dem Weg waren", so Schleweis. In den vergangenen Wochen habe sich das Bild dann schlagartig verändert. Das habe mit der allgemeinen Unsicherheit im Moment zu tun und damit, dass es durch fehlende Materialien und höhere Preise kaum Kalkulationssicherheit gibt. "Viele Interessenten warten nun erst einmal ab."
Energetische Sanierungen sind die Zukunft
Die klassische Baufinanzierung wird in den kommenden Jahren aber wohl ohnehin an Bedeutung verlieren – nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) wird die energetische Sanierung die Baufinanzierung der nächsten Jahre sein. "Das durchschnittliche Darlehensvolumen dabei beträgt allerdings rund 40.000 Euro – und ist damit deutlich geringer als beim Immobilienkauf, wo es im Schnitt zuletzt um rund 400.000 Euro ging. Deshalb wird das Gesamtvolumen in der Baufinanzierung zwischenzeitlich sinken."
Aber nicht nur das Geschäft mit den Baukrediten bereitet den Sparkassen gerade Kopfzerbrechen, die Kunden sparen deutlich weniger. "Das zeigt, dass immer mehr Menschen auf Ersparnisse zurückgreifen müssen, um ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Zunehmend ist auch die Mittelschicht betroffen. Also Menschen, die bisher gut mit ihrem laufenden Einkommen ausgekommen sind", mahnt Schleweis. Allerdings sei das Sparen für die finanzielle Vorsorge grundsätzlich weiter ein Thema: "Langfristig betrachtet sehe ich aber schon, dass Menschen weiterhin durch Sparen finanzielle Vorsorge schaffen wollen." (jb)