Die Diskussion um die Aufnahme konventioneller Rüstungsgüter in nachhaltige Anlageprodukte spaltet derzeit Politik, Fondsbranche und Gesellschaft. Sie beschäftigt längst auch die unabhängigen Finanz- und Versicherungsvermittler in Deutschland. Der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung hat mit seinem aktuellen Vermittlerbarometer nachgefragt, wie die Branche zu diesem sensiblen Thema steht. Das Ergebnis zeigt eine klare Tendenz: Die Mehrheit lehnt eine Ausweitung des Nachhaltigkeitsbegriffs auf Waffen ab.

Vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage sehen sich viele Staaten gezwungen, in ihre Verteidigungsfähigkeit zu investieren. Dies führt auch in der Finanzwelt zu einer Neubewertung der sogenannten Rüstungsaktien. Erste Anbieter von Investmentfonds haben begonnen, diese in als nachhaltig gelabelte Produkte aufzunehmen – unter Berufung auf ihre Bedeutung für die Sicherung von Frieden und Freiheit. Kritiker befürchten jedoch, dass solche Schritte die Glaubwürdigkeit von ESG-Kriterien gefährden könnten.

Nur knapp 19 Prozent dafür
Genau diese Sorge teilen auch die unabhängigen Vermittler: 41,7 Prozent der insgesamt 1.173 befragten Finanz- und Versicherungsprofis sprechen sich klar gegen eine nachhaltige Klassifizierung konventioneller Waffen aus. 31,7 Prozent bleiben neutral, während nur 18,6 Prozent eine solche Erweiterung befürworten würden. Völkerrechtlich geächtete Waffen wie biologische oder chemische Kampfstoffe sind dabei selbstverständlich ausgenommen.

"Die Aufnahme von Rüstungsgütern in nachhaltige Produktkategorien würde aus unserer Sicht die gesellschaftliche Akzeptanz der Nachhaltigkeitsregulierung weiter schwächen – ähnlich wie es bereits bei der Einordnung der Energiegewinnung aus Gas und Atomkraft in die EU-Taxonomie der Fall war", warnt der geschäftsführende AfW-Vorstand Norman Wirth. Gerade Vermittler, die täglich über nachhaltige Geldanlage beraten, müssten ihren Kunden glaubwürdige und nachvollziehbare Empfehlungen geben können. (am)