Das Sparverhalten der Deutschen hat sich mit der Zinswende signifikant geändert. Insgesamt konnten Festgeldanlagen 2022 einen Anstieg um 17 Prozent verzeichnen, während Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten nur noch um 2,6 Prozent zulegten. Damit stieg der Festgeldanteil an den gesamten Spareinlagen der Deutschen erstmals seit zehn Jahren wieder. Kein anderes Sparprodukt sei 2022 schneller als Festgeld gewachsen, so eine Analyse von Daten der EZB durch das Fintech Raisin ("Weltsparen", "Zinspilot").

Der Run auf Festgeld begann erst nach dem Sommer vergangenen Jahres. Zu dieser Zeit hatte der Anteil der Sichteinlagen an den gesamten Spareinlagen mit 70 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht. Der Festgeldanteil schrumpfte noch bis August 2022. Doch dann kam es dank der gestiegenen Zinsen zur Kehrtwende. Lag der Festgeldanteil im Juli 2022 noch bei einem Tiefstwert von 9,7 Prozent, kletterte er bis zum Jahreswechsel bereits auf 11,4 Prozent, so Raisin in einer Mitteilung. 

Festgelder mit kurzen Laufzeiten treiben Wachstum
In Deutschland wuchsen vor allem Festgeldanlagen mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr. Von Ende 2021 bis Ende 2022 hat sich ihr Volumen mehr als verdoppelt – der Anstieg betrug 125,7 Prozent. Auch Anlagen mit einer Laufzeit von ein bis zwei Jahren nahmen zu, wuchsen aber im Vergleich nur um 25,7 Prozent. Festgelder mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren verharrten mit einem Plus von nur 0,3 Prozent auf ihrem bisherigen Niveau.

Der starke Trend zum Festgeld setzt sich auch 2023 fort. Allein im Januar zogen Sparer in der Eurozone rund 76 Milliarden Euro aus Sichteinlagen ab – so viel wie noch nie. Zum Vergleich: Die bisherigen Rekordabflüsse liegen 16 Jahre zurück und betrugen seinerzeit 40 Milliarden Euro. Währenddessen flossen in der Eurozone im Januar etwa 36 Milliarden Euro auf Festgeldkonten – der höchste Wert seit über zehn Jahren. Den weitaus größten Anteil daran steuerten deutsche Sparer bei, insgesamt 20 Milliarden Euro. Aus Ländern wie Frankreich oder Italien etwa stammten nur jeweils rund drei Milliarden Euro, die Niederländer steuerten 1,6 Milliarden Euro zu den Festgeldkonten bei. (fp)