Bert Flossbach wettert wider "Green Washing"
Der Milliardenmanager wehrte sich auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim dagegen, Vermögensverwaltern einen Zwang zur Nachhaltigkeit aufzuerlegen. Die Kriterien seien völlig unklar. Verantwortungsbewusste Investoren würden ohnehin schon nachhaltig Geld anlegen.
Der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach will Nachhaltigkeit bei Investments "aus der gesinnungsethischen Ecke befreien und auf eine breitere Basis stellen". Dies sagte der Mitgründer und Vorstand von Flossbach von Storch auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Der Manager wehrte sich damit vor allem gegen Pläne der EU-Kommission, Investoren die Einhaltung bestimmter nachhaltiger Kriterien vorzuschreiben. "Wenn Nachhaltigkeit so daherkommt, wird es ein größeres Bürokratiemonster als Mifid II", warnte Flossbach.
Eine Allianz aus Lobbyisten, Aktivisten und Politikern wolle Anleger in ihrem Sinne erziehen und der Fondsbranche vorschreiben, "wie wir investieren sollen". Der Erfolgsmanager betonte, das Konzept der ökologisch und ethisch verantwortungsbewussten Geldanlage (ESG) an sich zu begrüßen. So habe sein Haus die Prinzipen der Vereinten Nationen für nachhaltiges Investieren unterzeichnet. Das Kölner Haus verwaltet ein Vermögen von insgesamt gut 36 Milliarden Euro.
Grünes Pendant zu Container-Fonds
Flossbach warnte jedoch, dass der Weg vom "gesinnungsethischen Imperativ zum kommerziellen Missbrauch" nicht weit sei. Er begründete dies mit einer Entwicklungskette. Am Anfang stehe die "Green Angst": Unter Profianlegern breite sich die Furcht aus, in ein Unternehmen einzusteigen, das ins Gerede kommen könnte – was sich wiederum nachteilig auf den Ruf des Fondsanbieters auswirken würde. Dies führe zum "Green Washing", bei dem Fondsmanager alle Wertpapiere in vorauseilendem Gehorsam aus dem Portfolio tilgen, die irgendwie anrüchig sind – oder auch nur den Anschein erwecken.
Die nächste Stufe sei dann das "Green Labeling". Dabei werden Fonds mit einem ESG-Etikett versehen – wie bei Bio-Nahrungsmitteln. Von da sei es nur noch ein winziger Schritt zum "Green Fraud", also einem Etikettenschwindel. "Das wären dann Container-Fonds, bei denen die Container fehlen – und die Segelschiffe, die diese transportieren sollten", ulkte Flossbach in Mannheim.
ESG-konformes Glücksspiel
Das Grundproblem nachhaltigen Investierens sieht der Vermögensverwalter darin, dass keine klare Definition und eindeutigen Aussagen darüber existieren, was Nachhaltigkeit eigentlich bedeutet. "Das bleibt alles sehr vage", urteilte Flossbach. "Eine Aussage ist, dass Ratingagenturen dies prüfen sollen." Diese hätten ihre Kompetenz vor der Finanzkrise bei der Bewertung von US-Hypotheken ja eindrücklich unter Beweis gestellt, konterte er sarkastisch.
Als Beleg verwies der Starmanager auf den Trend "Green Bonds", bei denen oft fraglich sei, wie grün sie tatsächlich sind. Zudem verwies er auf Unternehmen mit Top-ESG-Bewertungen, die aber fragwürdige Geschäfte tätigten. Als Beispiele nannte er Baker Hughes, einen Zulieferer für die Erdöl- und Gasförderung, den Online-Glücksspielanbieter Betsson oder den Spirituosenkonzern Diageo. Zudem verwies er auf das Schicksal der deutschen Solarbranche.
Dauerhafter Unternehmenserfolg
Flossbach hielt dem eine eigene Definition von Nachhaltigkeit entgegen. "Dauerhaft, verantwortlich und zukunftsfähig" – diese drei Faktoren würden einem Unternehmen langfristigen Erfolg bescheren. Generationenübergreifend erfolgreiche Unternehmen, die auch in die Zukunft investieren, seien quasi automatisch nachhaltige Arbeitgeber und Steuerzahler. Es gebe klare Kriterien, um solche Unternehmen zu finden. "Denn ohne Ökonomie kann es keine Ökologie und kein Soziales geben", betonte Flossbach. Diese seien kein Widerspruch, sondern ein Zusammenspiel. (ert)
Kommentare
Kritik an Herrn Flossbachs Greenwashing-Kritik
Antworten1) Stimme zu: Ökonomische Nachhaltigkeit ist am wichtigsten für langfristig orientierte Kapitalanleger. Aber: Diese kann sehr gut mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit vereinbar sein, wie viele Studien zeigen. 2) Stimme zu: Greenwashing im Sinne einer irreführenden Suggestion von Nachhaltigkeit ist ein stark zunehmendes Problem. Anders: Statt zu jammern ist Eigeninitiative der Fondsbranche gefragt, um Beurteilungsstandards und Transparenz zu schaffen und Greenwashing zu verhindern (siehe z.B. DVFA Initiative gegen Greenwashing). 3) Stimme zu: Bürokratie sollte gering gehalten werden. Anders: Ohne Regulierung oder Druck von Großanlegern werden sogenannte aktive Fonds offenbar weder billiger noch nachhaltiger. 4) Stimme zu: Die EU fokussiert zu stark auf CO2/Klimaaspekte. Aber: Andere Aspekte sollen später hinzukommen. 5) Stimme zu: ESG-Ratings sollten nicht vorgeschrieben werden. Aber professionelle ESG Ratings schaffen zusätzliche Transparenz und sind nur kritisch, wenn dadurch „Sicherheit“ suggeriert wird, wie das bei klassischen Ratings vor der Finanzkrise der Fall war und erst recht, wenn bestimmte Mindestratings regulatorisch zu Voraussetzungen für Investments werden. 6) Unabhängig von Flossbach von Storch: Sogenannte aktive Manager, die eine Outperformance gegenüber passiven Benchmarks suggerieren (also fast alle), sollten sich mit Kritik an übertriebener Regulierung zurückhalten. Wenn sie schon hohe Gebühren einnehmen, sollten sie diese zumindest dazu einsetzen, um echt nachhaltige Angebote zu schaffen. Dafür müssen sie keine Regulierung abwarten.
Diversifikator am 05.02.19 um 16:33