BKC-Fondsmanager: "Wir haben keinen 'grünen' Ansatz"
Kirchenfonds, die nach strengen ethisch-moralischen Prinzipien anlegen, werden in Zeiten des ESG-Booms interessant. Bernhard Matthes, Leiter Asset Management bei der Bank für Kirche und Caritas, erklärt, wie das BKC Treuhand Portfolio investiert.
Kirchenfonds sind schon seit Jahrzehnten am Markt. Seit sich Nachhaltigkeit zum Megatrend entwickelt, gewinnen sie an Bedeutung. Denn mit diesem Thema haben sie Erfahrung. Eines der größten Sondervermögen, das nach christlichen Werten investiert, ist das BKC Treuhand Portfolio. Gut 361 Millionen Euro schwer ist der Mischfonds, den die Bank für Kirche und Caritas (BKC) im Jahr 2010 aufgelegt hat. Bernhard Matthes, Leiter Asset Management bei der BKC, berichtet im Interview wie der Fonds investiert.
Herr Matthes, die Bank für Kirche und Caritas legt schon seit Jahren Sondervermögen auf, die nach christlichen Werten investieren. Wie kam das katholisch geprägte Haus auf die Idee, Privatanlagern Kirchenfonds anzubieten?
Bernhard Matthes: Das BKC Treuhand Portfolio, das 2010 aufgelegt wurde, ist unser bekanntestes Vehikel. Die Bank für Kirche und Caritas verfügt über 20 Jahre Erfahrung mit Investments nach christlichen Werten. Nach diesen Werten haben wir lange Zeit individuelle Vermögensverwaltung angeboten sowie Mandate für institutionelle Investoren aufgelegt. 2010 entstand die Idee, auch kleineren Ordensgemeinschaften sowie Privatanlegern Zugang zu einer nach christlichen Werten investierenden Geldanlage zu verschaffen, daher wurde das BKC Treuhand Portfolio an den Markt gebracht.
Das Thema Nachhaltigkeit hat sich in der Fondbranche zum ganz großen Trend entwickelt. Was unterscheidet etwa das BKC Treuhand Portfolio von ESG-Fonds, die heute aufgelegt werden oder von Produkten, die Anbieter als nachhaltig kennzeichnen?
Matthes: Wir haben keinen "grünen" Ansatz, sondern investieren ganz streng orientiert an christlichen Werten. Unsere Fonds haben auch keine Bezeichnungen wie "grün" oder "Nachhaltigkeit". Das haben wir nicht nötig, weil wir schon immer nachhaltig investieren und bei unseren Kunden eine hohe Glaubwürdigkeit haben. Den hyperinflationären ESG-Trend finde ich grotesk.
Bei Kirchenfonds sind meist strenge Ausschlusskriterien kennzeichnend, die weiter gehen als bei so manchem ESG-Fonds. Moralisch oder ethisch fragwürdige Geschäftspraktiken sind in der Regel tabu. Ist das beim BKC Treuhand Portfolio auch der Fall?
Matthes: Ja, dem Fonds liegt ein sehr umfangreicher Katalog mit Ausschlusskriterien zugrunde. Dieser kann jederzeit auf unserer Webseite eingesehen werden.
Wie investiert das BKC Treuhand Portfolio?
Matthes: Es gibt Ausschlusskriterien sowohl für Staaten als auch für Unternehmen. In einigen Kategorien nutzen wir einen Schwellenwert von fünf Prozent, um Unternehmen nicht von vornherein abzustrafen, wenn sie in sehr geringem Maße Geschäftsfeldern nachgehen, die wir unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten als fragwürdig erachten. Beim Schutz des menschlichen Lebens, etwa in Fragen der Abtreibung und Verwendung embryonaler Stammzellen, lässt unsere christliche Perspektive allerdings keine Umsatzgrenzen zu.
Wie geht es weiter, wenn für ein Unternehmen kein Ausschluss greift oder es unter bestimmten Schwellenwerten liegt?
Matthes: Solche Unternehmen werden zusätzlich nach der Systematik Worst-in-Universe (schlechteste Unternehmen des gesamten Anlageuniversums) und Worst-in-Class (schlechteste Unternehmen der Branche) geprüft. Stellen wir etwa fest, dass ein Unternehmen hinsichtlich gewisser ESG-Faktoren zu den zehn schlechtesten Prozent seiner Branche gehört, findet es keinen Eingang in unser Anlageuniversum. Und für das Portfoliomanagement gilt: Bei gleicher ökonomischer Eignung werden selbstverständlich die Unternehmen gewählt, die in Sachen Nachhaltigkeit Risiken stärker reduzieren.
Vielen Dank für das Gespräch. (am)
Einen ausführlichen Bericht über Fonds, die nach christlichen Werten investieren, finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2021 von FONDS professionell ab Seite 142. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.