Eine Konsolidierung des europäischen Fondsmarkts würde nicht zwangsläufig in niedrigeren Gebühren münden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des europäischen Fondsverbands Efama. Denn selbst wenn die Zahl der UCITS-Vehikel radikal reduziert werden würde, hätte dies nur relativ geringe Auswirkungen auf die durchschnittliche Fondsgröße, argumentiert die Branchenlobby. Damit falle auch der Spielraum für Gebührensenkungen gering aus.

Mit der Argumentation will die Efama Forderungen aus der Politik und von Verbraucherschützern entgegentreten. Diese verweisen darauf, dass es in den USA deutlich weniger Publikumsfonds gibt. Ein Fonds bringt dort ein weitaus größeres durchschnittliches Volumen auf die Waage. So gab es in Europa per Ende 2023 10.281 Aktien-UCITS. In den USA war es mit 5.358 Investmentfonds nur etwas mehr als die Hälfte. Das durchschnittliche Volumen eines Aktienfonds lag bei 501 Millionen Euro gegenüber 3,5 Milliarden Dollar in den USA.

"Völlig unrealistisch"
Würde man jedoch die Zahl der UCITS auf die Zahl der US-Fonds reduzieren, würde das durchschnittliche Volumen lediglich auf 962 Millionen Euro steigen, rechnet die Efama vor. Das sei immer noch weit vom US-Niveau entfernt. Abgesehen davon sei so ein Einschnitt "völlig unrealistisch", argumentiert die Branchenlobby. "Anders als US-Investmentfonds können UCITS im Inland, in der EU oder international vertrieben werden", argumentiert Bernard Delbecque, Researchdirektor bei der Efama.

Während die amerikanischen Fonds nur in den USA verkauft werden, stellt sich der UCITS-Markt also weitaus kleinteiliger dar. Trotz des einheitlichen Regelwerks bestehen nationale Unterschiede bei der Regulierung, der Steuer, beim lokalen Vertrieb sowie der Sprache. "Daher ist die Tatsache, dass es doppelt so viele Aktien-UCITS wie US-Aktienfonds gibt, nicht überraschend und sollte nicht per se als Zeichen von Marktineffizienz gewertet werden", folgert Delbecque.

"Vergleiche irreführend"
Zwar geht ein größeres Fondsvolumen generell mit geringeren Gebühren einher, räumt die Efama ein. Doch ein durchschnittliches Fondsvolumen wie in den USA sei angesichts der Fragmentierung des europäischen Marktes schlicht nicht erreichbar. "Die meisten Vergleiche mit der Zahl der US-Investmentfonds sind irreführend, weil sie nicht Gleiches mit Gleichem vergleichen", mahnt Delbecque.

Zudem würden in Amerika Fonds eine weitaus größere Rolle bei der Altersvorsorge einnehmen. In den USA entspringe fast die Hälfte des Publikumsfondsvolumens Ruhestands- und Pensionsplänen. Daher sollte auch in Europa die Rolle der privaten Altersvorsorge per Kapitalmarktinvestments gestärkt – und damit das verwaltete Vermögen der UCITS gesteigert werden, appelliert die Branchenlobby. (ert)