Commerzbank geht mit neuem Digitalanlagedienst in den breiten Vertrieb
Das zweitgrößte deutsche Geldhaus hat mit Money Mate eine Anlageplattform für die Vermarktung in der Filiale ebenso wie im Internet geschaffen. Das Institut kooperiert dabei mit Allianz Global Investors. Die Partner legten bereits die milliardenschwere Vermögensmanagement-Serie auf.
Die Commerzbank will in den kommenden Wochen die breitere Vermarktung ihres Investmentdienstes Money Mate starten. Dies kündigte Olaf Lorenz, Bereichsleiter Produktmanagement Wertpapier bei der Commerzbank, im Gespräch mit FONDS professionell an. Mit Money Mate will das Institut einen digitalen Einstieg in die Wertpapieranlage ermöglichen. Der Dienst lässt sich aber ebenso mit Beratern per Video oder persönlich in der Filiale abschließen.
Das Institut setzt damit auf ein hybrides Modell – ähnlich wie die Volks- und Raiffeisenbanken mit ihrem Angebot Visualvest vom genossenschaftlichen Fondsanbieter Union Investment. Anders als die Genossen oder die meisten Robo-Advisor bietet die Commerzbank aber keine Online-Vermögensverwaltung. Vielmehr fußt das Angebot auf vier Multi-Asset-Fonds, welche der Produktpartner Allianz Global Investors für das Frankfurter Geldhaus aufgesetzt hat und verwaltet.
Wertpapiersparen als Neuland
"Money Mate richtet sich weniger an Selbstentscheider oder Kunden mit Wertpapiererfahrung, sondern an diejenigen, für die dieses Feld Neuland darstellt", erläutert Commerzbank-Manager Lorenz. Vielen sei bewusst, dass sie am Kapitalmarkt Geld anlegen sollten. "Aber sie geben angesichts der vermeintlichen Komplexität auf." Hier soll Money Mate Abhilfe schaffen.
Die Gebühr beziffert sich auf 1,65 Prozent. "Es fallen keine separaten Transaktions- oder Depotkosten an, der Handel erfolgt zum NAV, und wir bieten viele Funktionen wie ein Einfrieren oder Strategiewechsel", sagt Lorenz. Auch Sparpläne seien möglich. Ein Textfeld signalisiert zudem, ob sich die Anlage im normalen Rahmen entwickelt. Falls nicht, wird ein Kontakt zu den Bankberatern angeboten.
Mit weniger Filialen mehr Kunden erreichen
Mit dem digitalen Angebot reagiert das Institut auf einen grundlegenden Wandel. "Wir befinden uns in einem Umfeld, in dem der Filialbezug zurückgeht, weil sich das Verhalten der Kunden ändert und Banken andere Zugangswege anbieten müssen“, erläutert Lorenz. Sprich: Geldhäuser beschneiden ihre Filialnetze, um Kosten zu sparen. Zugleich entdeckten die einst filialtreuen Deutschen im Zuge der Corona-Pandemie, dass sie ihre Finanzen gut online erledigen können. "Wir standen vor der Frage, wie wir auch mit weniger Filialen mehr Kunden erreichen und Wachstum erzielen können", formuliert es Lorenz.
Warum sich die Kooperationspartner gegen eine Vermögensverwaltung und für Mischfonds entschieden und welche Neuerungen die Vermögensmanagement-Reihe erlebte, lesen Sie in der neuen Ausgabe 2/2023 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.
Die Commerzbank hatte Money Mate vor einem Jahr in einer ersten Version gestartet. Nach und nach schaltete das Haus weitere Dienste und Zugangsmöglichkeiten frei. So ist bislang noch für eine Identifizierung der Gang in eine Filiale notwendig. Ein reiner Online-Abschluss soll ab diesem Sommer möglich sein. Der Start erfolgte "relativ leise" und "mit viel Gegenwind von den Märkten", berichtet Lorenz.
"Steuern auf dreistelligen Millionenbetrag zu"
"Dennoch steuern wir auf 12.000 Depots und einen dreistelligen Millionenbetrag zu." 65 Prozent der Kunden waren noch nicht im Wertpapiergeschäft aktiv oder kamen ganz neu zur Bank. "Wenn die Möglichkeit des Online-Abschlusses für Neukunden freigeschaltet ist, werden wir im Marketing lauter", kündigt der Commerzbank-Manager an.
Mit Allianz Global Investors zusammen hat die Commerzbank bereits einen Absatzschlager im Fondsvertrieb gelandet: die eigens für den Vertrieb über die Filialen aufgelegte Vermögensmanagement-Reihe. Deren Dach- und Mischfonds bringen ein Volumen von mehr als 22 Milliarden Euro auf die Waage.
"Nicht kannibalisieren"
Mit der Einführung von Money Mate soll die Vermögensmanagement-Serie nicht aufs Abstellgleis rollen. "Es geht überhaupt nicht darum, die Reihe abzulösen, sondern darum, Wachstum zu erzielen und neue Kundensegmente zu erschließen", betont Lorenz. "Eine Entweder-oder-Frage stellt sich hier nicht. Das eine soll das andere nicht kannibalisieren." Das Haus wolle den nächsten Evolutionsschritt gehen. (ert)