Obwohl die Deka ihre B2B-Plattform Dekanet in den Ruhestand schickt und den Nachfolger S-Invest-Manager Ende September vergangenen Jahres online stellte, bemerken alternative Datenanbieter kein nachlassendes Interesse der Sparkassen an ihren Produkten. "Wir verzeichnen nach wie vor eine große Dynamik", sagt Andreas Krause, Co-Geschäftsführer des Frankfurter Unternehmens Dericon, im Gespräch mit FONDS professionell. "Die Nachfrage nach unserer Plattform übertraf unsere Erwartungen deutlich."

Die Frankfurter Softwareschmiede Dericon entwickelte mit der Nord-LB das Angebot BIS.on WMS. Die Plattform stellt den Sparkassen einen deutlich erleichterten Vertrieb von Fonds in Aussicht, die von Anbietern außerhalb des öffentlich-rechtlichen Lagers stammen und nicht zu den ausgewählten Partnern der Deka zählen. Die Daten solcher Drittfonds flossen bislang nicht automatisiert in die Sparkassen-Systeme ein. Um externe Produkte anbieten zu können, mussten die Institute mitunter aufwendige Zusatzrecherchen betreiben und eigene Datensammlungen aufbauen und pflegen.

Weitere Funktionen freischalten
Mit dem S-Invest-Manager will die Deka als zentraler Dienstleister der öffentlich-rechtlichen Institute solche Lücken in seinem IT-Angebot schließen. Das Haus hörte dabei nach eigenem Bekunden auf die Wünsche der Sparkassen. So stand ein Äquivalenzcheck ganz oben auf der Liste. Seit Mifid II müssen die Banken bei einer Anlageempfehlung prüfen, ob ihnen gleichwertige Finanzprodukte zur Verfügung stehen, die günstiger oder weniger komplex sind.


Welche weiteren Ausbaupläne die Softwareschmiede Dericon hegt, lesen Sie in der vollständigen Version des Artikels "Vor der Runderneuerung", der in Ausgabe 1/2023 von FONDS professionell ab Seite 424 erschienen ist. Nach Anmeldung können Sie den Artikel auch hier im E-Magazin lesen.


Diesen Check baute die Deka direkt vom Start weg in das cloudbasierte System ein. Weitere Funktionen schalten die Programmierer nach und nach frei. Dieser Schritt kommt einer Revolution gleich. Denn damit öffnet die Deka ihr bislang auf die hauseigenen Fonds und ausgewählte Partner beschränktes System ein Stück weit für den Drittvertrieb – und schafft zumindest den Ansatz einer offenen Architektur.

"Positive Rückmeldungen"
Die Neuerung nehmen Dericon und Nord-LB gelassen. "Wir sehen uns mit BIS.on WMS mit unserer jahrelangen Erfahrung im Wertpapierdatenmanagement hervorragend aufgestellt und erhalten dafür viele positive Rückmeldungen von den Sparkassen", sagt Dericon-Geschäftsführer Krause. Auf der Plattform seien vollständige Informationen für die Produktberatung wie Äquivalenz- oder Nachhaltigkeitsdaten und Risikoangaben sowie alle relevanten Dokumente für den Vertrieb eingebunden und automatisch abrufbar. "BIS.on WMS ist Vollversorger für die Sparkassenberatung", meint Krause.

"Bewusstsein gegenüber Zielkonflikten"
Der Erfolg scheint dem Gespann Recht zu geben. So nutzen mittlerweile, gerade einmal zwei Jahre nach dem Start, rund 120 der 359 Sparkassen in Deutschland die Plattform. Als einen gewichtigen Vorteil verweist Dericon zudem auf die Unabhängigkeit. Auch der Partner Nord-LB sei frei von Interessenkonflikten. Denn die Landesbank bietet keine eigenen Publikumsfonds mehr an.

"Das Bewusstsein gegenüber Zielkonflikten ist größer geworden", erläutert Krause. "Viele unserer Kunden aus dem Banken- und Sparkassenbereich begrüßen mittlerweile eine Trennung zwischen Finanzprodukt- und Prozessanbieter. Als unabhängige Plattform müssen wir nicht zwischen diesen beiden verschiedenen und teilweise konkurrierenden Interessen abwägen." Zur Finanzierung des Angebots, dessen Basisversion kostenlos ist, holt sich Dericon die Unterstützung von Fondsgesellschaften, darunter Namen wie DJE, Allianz Global Investors oder Flossbach von Storch. (ert)