Digitale Rentenübersicht soll auf Makler hinweisen
Die digitale Rentenübersicht bietet den Überblick über viele Altersvorsorgeansprüche, ersetzt aber keine Beratung. Beim Hinweis in einer Broschüre zu unabhängigen Stellen fehlen weiterhin Versicherungsvermittler. Der GDV drängt auf Änderung.
Die Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR) verantwortet die digitale Rentenübersicht (DRÜ), die seit Jahresbeginn 2024 im Regelbetrieb ist. In einem ersten Evaluierungsbericht Anfang August wurde registriert, dass die Nutzer zahlreiche Wünsche zur Weiterentwicklung des Portals haben und sich auch weiterführende Hinweise zu unabhängigen Beratungsangeboten wünschen, da die ZfDR nicht persönlich berät.
"Die Daten des Online-Portals können aber bequem exportiert und für ein unabhängiges Beratungsgespräch genutzt werden", heißt es in der Online-Info-Broschüre der ZfDR "Die Digitale Rentenübersicht: Fragen und Antworten" (externer Link). Dann folgt der knappe Hinweis, dass "Auskünfte beispielsweise die Deutsche Rentenversicherung, Sozialverbände wie der SoVD und der VdK sowie gewerbliche Rentenberaterinnen und -berater oder Verbraucherschutzorganisationen erteilen". Kein Hinweis auf unabhängige Versicherungsmakler oder professionelle sonstige Versicherungs- und Fondsvermittler. Das hatte der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) kritisiert.
Lückenhafte Hinweise der ZfDR zu neutraler Beratung
Doch die DRV-Bund will die Formulierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht ändern. Begründung: Ein Steuerungsgremium, das bei der ZfDR eingerichtet ist, habe sich bewusst für die Aufnahme der genannten neutralen und unabhängigen Angebote ausgesprochen. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings keine weitere Aufnahme von Beratungsalternativen vorgesehen", antwortete ZfDR-Leiterin Imke Petersen.
Dies verwundert, denn das Gremium besteht aus sechs Mitgliedern mit je einem Vertreter von DRV-Bund, Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Stiftung Warentest, BMAS und BMF. Die Redaktion hakte beim GDV nach, ob der Verband die neutralen Empfehlungen inhaltlich so mitgetragen hat. Immerhin leisten Versicherungsmakler, gerichtlich zugelassene Versicherungsberater und auch gebundene Versicherungsvermittler einen bedeutenden Beitrag zur Daseinsvorsorge.
GDV informiert über Kompromiss im Steuerungsgremium
Weiter wollten wir wissen, ob es den GDV nicht stört, dass gewerbliche Rentenberater namentlich genannt werden, obwohl die ja nur zur gesetzlichen Rente aussagefähig sind. Verbraucher kommen damit gar nicht weiter, falls Bedarf an Zusatzvorsorge besteht. Das gleiche gilt für den Verweis in der DRÜ-Boschüre auf Sozialverbände und Verbraucherschützer, die überhaupt nicht selbst zu Finanzprodukten beraten dürfen. Auch hier kommen beratungsbedürftige Verbraucher kaum weiter.
Für den GDV sitzt Ilka Houben, Leiterin Alterssicherungspolitik beim Verband, im Steuerungsgremium der ZfDR. Ihre überraschende Antwort: "Wir haben nach intensiver und ausführlicher Diskussion mit allen Beteiligten im Steuerungsgremium einen Kompromiss gefunden, der im Online-Auftritt der DRÜ zu Recht auf private Anbieter eingeht." Dazu gehörten selbstverständlich auch Versicherer und Versicherungsvermittler.
Vermittler noch nicht in allen Formaten der ZfDR aufgeführt
Tatsächlich heißt es auf den ZfDR-Internetseiten (externer Link) an einer Stelle zur Frage "Wo kann ich mich unabhängig zu meiner Altersvorsorge beraten lassen?": "Rentenberaterinnen und -berater und Verbraucherschutzorganisationen beraten zur Altersvorsorgeplanung. Anbieter von Altersvorsorgeprodukten informieren darüber hinaus über ihre Angebote." An anderer Stelle auf den Internetseiten (externer Link) fehlt der Verweis allerdings noch bei der Frage "Berät die Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht Bürgerinnen und Bürger auch persönlich?".
"Ganz offenbar hat die ZfDR diesen Kompromisstext noch nicht durchgängig in allen Formaten umgesetzt, aber wir drängen darauf, dass das nachgeholt wird", so Houben gegenüber FONDS professionell ONLINE. Dem GDV sei sehr wichtig, dass Bürger gut und umfassend zu den Herausforderungen ihrer Altersvorsorge beraten werden. "Wichtige Ansprechpartner sind dabei heute und in Zukunft Versicherungsvertreter, -makler und -berater", so Houben. Der GDV will sich dafür einsetzen, dass diese Gruppen als neutrale, unabhängige Beratungsalternativen im Interesse des realen Verbraucherschutzes in allen Formaten der ZfDR genannt werden. (dpo)