Dimensional lanciert aktive ETFs in Europa
Viele klassische Asset Manager emittieren aktive ETFs, weil sie hoffen, so eine Zielgruppe zu erreichen, die sich kaum für herkömmliche Publikumsfonds begeistern lässt: Selbstentscheider. Dass Dimensional in diesen Markt einsteigt, hat andere Gründe, wie FONDS professionell ONLINE erfahren hat.
Der US-Asset-Manager Dimensional Fund Advisors steigt in Europa ins Geschäft mit aktiven ETFs ein. Noch in diesem Jahr sollen zwei Produkte an der Börse in Frankfurt gelistet werden, die in Aktien aus entwickelten Märkten investieren: ein All-Cap-Core-Fonds sowie ein Small- und Mid-Cap-Value-Fonds. Weitere ETFs würden sukzessive folgen, kündigte Deutschlandchef Lukas Schneider im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE an.
Die Anlagestrategie der ETFs wird derjenigen der bestehenden Flaggschifffonds Dimensional Global Core Equity und Dimensional Global Targeted Value ähneln. Vertrieben werden die ETFs zunächst in Deutschland, Großbritannien, Irland und den Niederlanden, eine Registrierung in weiteren Ländern soll folgen. Weitere Details konnte Schneider noch nicht verraten – die nötigen behördlichen Genehmigungen stehen noch aus.
Größter Anbieter aktiver ETFs in den USA
Mit den ETFs folgt Dimensional in Europa einem Weg, den das Haus mit Sitz in Austin, Texas, schon in den Vereinigten Staaten beschritten hat: Dort begann der Anbieter vor rund sechs Jahren, seine Anlagestrategien nicht mehr nur in klassischen Publikumsfonds anzubieten, sondern auch in börsengehandelten Fonds. Mittlerweile ist Dimensional eigenen Angaben zufolge der größte Anbieter von aktiven ETFs in den USA. Auch in Australien hat der Asset Manager bereits ETFs lanciert, nun folgt Europa. Per Ende Juni verwaltete Dimensional weltweit 853 Milliarden US-Dollar, gut 200 Milliarden davon entfielen auf aktive ETFs.
Dimensional setzt weder auf klassisches diskretionäres Portfoliomanagement noch auf die Nachbildung von Indizes. Vielmehr verfolgt das Haus einen Mittelweg und versucht, mit seinen Fonds breit gestreut ganze Anlageklassen abzubilden. Aktien, die eine höhere Rendite erwarten lassen, werden dabei systematisch übergewichtet. Dabei setzt Dimensional auf Erkenntnisse aus der Finanzwissenschaft, etwa mit Blick auf Faktoren wie Value oder Size. Zudem versucht das Unternehmen, die Handelskosten zu minimieren. So soll es gelingen, langfristig die meisten Mitbewerber hinter sich zu lassen und eine Mehrrendite gegenüber klassischen Vergleichsindizes zu erzielen.
Sonderweg im Vertrieb
Auch im Vertrieb verfolgt Dimensional einen Sonderweg: Die Fonds werden nicht breit vermarktet, sondern im Wesentlichen über Finanzberater, die Schulungen durchlaufen und zu denen das Unternehmen engen Kontakt hält. Das soll dafür sorgen, dass die "Buy and Hold"-Idee des Investmenthauses auch bei den Endkunden verfängt und diese nicht nach jeder Börsenkorrektur panisch ihre Fondsanteile verkaufen.
"Dieser Philosophie bleiben wir treu", betont Schneider. "Wir behalten unseren Fokus auf Finanzberater, Vermögensverwalter und Finanzplaner und möchten unsere Produkte auch in Zukunft nicht über Neobroker oder Direktbanken an Selbstentscheider vermarkten." Damit unterscheidet sich Dimensional von anderen Asset Managern, die auch deshalb ETFs lancieren, um sich genau diese Zielgruppe zu erschließen. Doch warum sah sich Dimensional dann überhaupt veranlasst, börsengehandelte Fonds zu lancieren?
"In den USA hatten zahlreiche Berater den Wunsch geäußert, ihren Kunden unsere Strategien auch im ETF-Mantel anbieten zu können. Zum einen wegen des effizienteren Handels, zum anderen wegen der Steuervorteile, die dieser Wrapper in den Vereinigten Staaten bietet", sagt Schneider. Also begann Dimensional, gewissermaßen eine Parallelinfrastruktur aufzubauen: Alle wichtigen Anlagestrategien sind mittlerweile sowohl als Publikumsfonds als auch als ETF zu haben – bei identischen Gebühren. "Unser Neugeschäft in den USA fließt seither fast ausschließlich in die ETFs", berichtet Schneider.
Gewisse Steuervorteile auch in Europa
In den vergangenen Monaten hätten er und seine Kollegen auch in Deutschland zahlreiche Gespräche mit Kunden geführt – und ein großes Interesse an ETFs festgestellt. "Viele Berater und Vermögensverwalter, die unsere Fonds allokieren, setzen regelmäßig ETFs ein und wissen beispielsweise deren schnelle Handelbarkeit zu schätzen", so der Dimensional-Länderchef. "Außerdem bieten gewisse ETFs auch in Europa einen Steuervorteil."
Schneider spielt damit auf das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Irland und den Vereinigten Staaten an, nach dem irische ETFs auf Dividenden von US-Unternehmen nur die Hälfte der sonst üblichen Quellensteuer bezahlen müssen. "Bei einem US- oder Weltaktienfonds kann das nach Steuern eine um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte höhere Rendite im Jahr bedeuten", sagt Schneider. "Für einen Anbieter wie uns, der auf jeden Basispunkt achtet, spielt das durchaus eine Rolle."
Kosten im ETF-Handel nicht ausblenden
Dass auch in Europa schon bald quasi das gesamte Dimensional-Neugeschäft Richtung ETFs geht, erwartet Schneider allerdings nicht. "So extrem wie in den USA wird der Umschwung hier nicht ausfallen", meint er. "Aber dass sich beide Vehikel in fünf Jahren auf Augenhöhe bewegen, könnte ich mir schon gut vorstellen."
Von voreiligen Umschichtungen von Dimensional-Beständen raus aus Fonds rein in ETFs rät Schneider ohnehin ab. "Berater müssen berücksichtigen, dass auf vielen Fondsplattformen für ETF-Orders Transaktionskosten in nennenswerter Höhe anfallen", sagt er. "Wir möchten vermeiden, dass der überschaubare Steuervorteil, den ein Endkunde mit einem irischen ETF erzielen kann, von solchen Entgelten überkompensiert wird. Darum möchten wir in den kommenden Monaten noch einiges an Aufklärungsarbeit rund um den ETF-Handel und die damit verbundenen Kosten leisten." (bm)















