Direktversicherung ist für den Mittelstand der wichtigste Weg zur bAV
Steigende Preise bremsen die Bereitschaft zur Entgeltumwandlung. Die Marktdurchdringung der bAV im Mittelstand stagniert weiter. Wo Makler als Ansprechpartner für die bAV im Mittelstand stehen, zeigt eine neue Studie.
Für spezialisierte Makler boomt das Geschäft mit der bAV. Knapp ein Drittel des aktuellen Geschäftsumsatzes entfällt auf die bAV. Doch wie hat sich die Lage 2024 geändert und wie wirkt sich die Kaufkraftentwicklung auf die Betriebsrente im Mittelstand aus? Weiter hohe Preise bremsen die Bereitschaft zur Entgeltumwandlung, die vor allem in kleineren Betrieben mit 50 bis 250 Beschäftigten weiter zurückgegangen ist.
Dennoch setzen acht von zehn Firmen weiter auf die bAV als HR-Bindungsinstrument mit einer Arbeitgeberkomponente, zeigt die Studie "Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2024" von Generali Deutschland und FAZ Business Media auf Basis einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 200 bAV-Verantwortlichen in deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern. "Fast 80 Prozent der Arbeitgeber zeigen sich mit der Wirkung der bAV auf die Bindung der Beschäftigten zufrieden", sagt Thorsten Fischer. "Damit zählt die bAV zu den wirksamsten HR-Instrumenten, die der deutsche Mittelstand einsetzt", so der Head of bAV der Generali Deutschland weiter.
Top-Management auch bei bAV top
Die befragten bAV-Experten beziffern den Anteil des Topmanagements, der mindestens ein bAV-Angebot nutzt, im Schnitt mit 53 Prozent (2023: 56 Prozent). Im mittleren Management beträgt der aktuelle Durchschnittswert für die Marktdurchdringung 45,1 Prozent (2023: 44,7 Prozent). Naturgemäß etwas niedriger ist die Marktdurchdringung auf der Ebene der "normalen" Mitarbeiter mit 42,4 Prozent (2023: 39,8 Prozent). Ursache sei die zum Teil hohe Inflation, die sich vor allem dämpfend auf die Entgeltumwandlung auswirkt, jedoch werde dies durch den verpflichtenden Arbeitgeberzuschuss inzwischen kompensiert.
Diesem Negativtrend setzen acht von zehn Mittelständlern weiterhin eine Betriebsrente mit finanzieller Arbeitgeberkomponente entgegen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Zwar lehnten die meisten Betriebe eine reine Arbeitgeberfinanzierung der bAV ab, doch rund 80 Prozent favorisierten generell ein gemischtes Finanzierungsmodell. Jeder zweite Arbeitgeber sei zudem davon überzeugt, dass sich mit einem attraktiven bAV-Angebot einschließlich Hinterbliebenenversorgung deutlich leichter Nachwuchskräfte überzeugen und Fachkräfte an das Unternehmen binden lassen. Insgesamt zählen jeweils drei Viertel der Befragten eine Hinterbliebenen- und Invaliditätsabsicherung zu den Zusatzleistungen, die ein bAV-Modell enthalten sollte.
Skepsis gegenüber reiner Beitragszusage
Die Mehrheit der befragten Betriebe äußert sich skeptisch über das Sozialpartnermodell (SPM) mit der reinen Beitragszusage. Mehr Zustimmung bekommen die Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) und die beitragsorientierte Leistungszusage (BoLZ). Unabhängig davon, ob das Betriebsrentenstärkungsgesetz II noch von der Übergangsregierung umgesetzt wird oder nicht, stimmen nur 38 Prozent zu, dass eine regulatorische Öffnung des SPM die Nachfrage nach der reinen Beitragszusage in mittelständischen Unternehmen deutlich steigern würde.
Zwei Drittel der Befragten befürworten dagegen Garantieleistungen für bAV-Modelle, mit denen vor allem Beschäftigte mit einem besonders großen Vorsorgebedarf – zum Beispiel Geringverdiener, Teilzeitkräfte oder Berufseinsteiger – gefördert werden sollen. Jedes vierte Unternehmen stellt ein entsprechendes bAV-Angebot für Beschäftigte mit hohem Vorsorgebedarf bereit. 72 Prozent sind mit dessen Wirkung sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden.
Versicherer erster bAV-Ansprechpartner
Inzwischen 82 Prozent der Betriebe im Mittelstand arbeiten mit der Versicherungswirtschaft zusammen, wenn es um bAV-Produkte geht (2023: 80 Prozent), und setzen damit auf versicherungsförmige Lösungen, insbesondere über Direktversicherungen und Pensionsfonds. Auf die Versicherer folgen als Ansprechpartner für bAV-Lösungen Versicherungsmakler, sagen 41 Prozent der bAV-Verantwortlichen (2023: 41 Prozent). Makler kooperieren mit Betrieben aller Größenordnungen, zu 46 Prozent jedoch mit größeren Firmen (250 bis 500 Mitarbeiter). Pensionskassen sind für 37 Prozent der Firmen bAV-Ansprechpartner (Mehrfachnennungen erlaubt) – siehe Grafik.
Makler stark in bAV-Firmenkundenberatung
Auch die kleineren Betriebe im Mittelstand schließen ihre bAV-Produkte verstärkt über Versicherungsmakler ab, laut Umfrage in 44 Prozent der Fälle (2023: 39 Prozent). Dabei wählen die Betriebe ihre bAV-Dienstleister vor allem nach der Qualität von Kooperation, Services und Produkten aus. Ein hohes Maß an Sicherheit in der Kapitalanlage sowie transparente Leistungen eines Anbieters als Produkteigenschaften haben Priorität für die Arbeitgeber. Zudem wünscht sich der Mittelstand mehrheitlich eine einfache Verwaltung der Betriebsrentenmodelle.
Die Direktversicherung bleibt der dominierende Durchführungsweg: Aktuell bieten 87 Prozent der Betriebe die Direktversicherung an (2023: 86 Prozent), in 46 Prozent der Firmen gibt es eine Pensionskassenzusage (2023: 45 Prozent). Im Durchschnitt bieten die Unternehmen 2,6 Durchführungswege an. (dpo)
Die bAV-Studie ist als kostenloser Download (externer Link) zu haben.