Zuletzt zeigten sich die Bauzinsen sehr volatil: Bis zur zweiten Märzwoche sind Baufinanzierungen deutlich teurer geworden, der Darlehenszins stieg um zirka 0,4 Prozentpunkte innerhalb eines Monats. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Kreditvermittlers Dr. Klein, macht eine Korrektur der Markterwartungen dafür verantwortlich: "Die Investoren haben lange auf ein Abflauen der Inflation spekuliert, ihre Annahme aber revidiert", sagt Neumann. Daraufhin hätten die Anleger Anleihen abgestoßen, die Kurse fielen, die Renditen stiegen. "Und in Folge auch die Zinsen für Baufinanzierungen", so Neumann weiter.

Aktuell machen der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sowie die Schließung von zwei weiteren Kreditinstituten in den USA den Anlegern Angst vor einer neuen Bankenkrise. Das sorgt an der Börse für Turbulenzen: Aktien von US-Banken rutschten ab, selbst der Ölpreis fiel. Investoren flüchten in sicherere Alternativen und stocken ihre Anleihebestände wieder auf. Das verteuert auch Bundesanleihen und drückt die Rendite, an der sich Baufinanzierer orientieren. "Stabilisiert sich die aktuelle Situation, erwarte ich in den nächsten Tagen weitere Zinssenkungen der Banken, womit das zwischenzeitliche Plus der letzten Wochen bei den Baufinanzierungszinsen nahezu ausgeglichen werden dürfte", sagt Neumann. Der günstigste Zinssatz für ein zehnjähriges Immobiliendarlehen zu Standardkonditionen lag dem Kreditvermittler Dr. Klein zufolge zu Wochenbeginn bei 3,69 Prozent.

Bauzinsen könnten mittelfristig über vier Prozent steigen
Ob und in welchem Ausmaß sich die Bankenturbulenzen in den USA auf den europäischen Bankensektor sowie das globale Finanzsystem auswirken, ist schwer einzuschätzen. Aber die Notenbanker sind alarmiert. "Auch die EZB könnte in ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag auf die Bankpleiten reagieren", meint Neumann. Möglich seien Überlegungen, das geplante Zinstempo zu drosseln oder einen vorsichtigeren Ausblick auf die Inflationsbekämpfung zu geben. Aber selbst wenn die EZB den Leitzins um die angekündigten 0,5 Prozentpunkte anhebt, dürften die Märkte extrem unruhig bleiben. Daher erwartet Neumann in den nächsten Wochen eine hohe Volatilität und deutliche Ausschläge bei den Baufinanzierungszinsen.  

Dennoch gehen laut Neumann die Märkte aktuell davon aus, dass die Inflation auf absehbare Zeit in Richtung Zwei-Prozent-Ziel absinken wird. Hiervon hänge die weitere Entwicklung der Bauzinsen ab. Sofern das Inflationsziel von zwei Prozent im Jahr 2025 realistisch bleibt, dürfte es zwar hohe Volatilität bei den Baufinanzierungszinsen geben, jedoch keine extremen und nachhaltigen Anstiege. Wird das Erreichen des Inflationsziels zunehmend unrealistisch, erwartet Neumann spürbare Zinsausschläge nach oben: "Dann sind Zinssätze für zehnjährige Darlehen von deutlich über vier Prozent möglich." (fp)