Fondsverband bringt EU-Indexfamilie ins Spiel
Die deutsche Branchenlobby macht sich für die Idee stark, europäische Börsenbarometer aufzubauen. Der Schritt soll die Kapitalmarktunion stärken und bislang vernachlässigte Länder in den Fokus internationaler Investoren rücken. Es kursieren auch Vorschläge, wer die Indizes bauen könnte.
Der deutsche Fondsverband BVI spricht sich für den Aufbau einer Indexfamilie für die Europäische Union aus. Die sogenannte European All Shares Index Family (EUASIF) solle verschiedene Segmente der Kapitalmärkte des Staatenverbunds abbilden, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Der Vorschlag basiere auf den Eckpunkten des Thinktanks Centre for European Policy Studies (CEPS) aus dem Jahr 2020.
Die neuen Barometer sollen die "Sichtbarkeit, Vergleichbarkeit und Transparenz aller börsennotierten Unternehmen in der EU verbessern", heißt es in der Mitteilung weiter. Zudem sollen sie alle börsengehandelten Aktien der EU abdecken. Weiterhin sollen aber Teilindizes die Entwicklung einzelner Länder, Regionen und Sektoren abbilden, die von den am Markt bestehenden Barometern kaum oder gar nicht erfasst werden.
Kapitalmarkt stärken
Der Vorschlag zielt darauf ab, insbesondere die kleineren Kapitalmärkte der EU, etwa in Mittelost-, Südost- und Osteuropa, zu stärken. Aber auch Unternehmen aus der gesamten Union soll so der Zugang zu Finanzierungen erleichtert werden und die Liquidität der Kapitalmärkte erhöht werden. Weiterhin würde eine Index-Familie einen Beitrag für das Zusammenwachsen des stark fragmentierten Finanzmarkts leisten.
Hier schließt sich die Frage an, wer denn eine entsprechende Barometergruppe entwerfen und betreiben würde. In der ausführlichen Version des Vorschlags finden sich darauf Hinweise. So sucht die EU ohnehin Betreiber für das angedachte Handelsdatenregister, das sogenannte Consolidated Tape. Ein Konsortium aus 14 europäischen Börsenbetreibern interessiert sich für diesen Auftrag.
Günstiges Angebot
Diese Gruppe, so der Vorschlag, könnte die ohnehin für das Consolidated Tape gesammelten Daten nutzen und Indizes berechnen. Oder der Auftrag könnte an kleinere europäische Indexanbieter wie die Frankfurter Gesellschaft Solactive oder die französische EDHEC Business School vergeben werden. Wichtig sei jedoch, dass die Barometer für die Nutzer günstig seien und die Belastung für die Marktteilnehmer möglichst minimal sei, betont der Branchenverband BVI. (ert)