Rentenfonds mit kurzen Restlaufzeiten und mageren Renditen gehören beim Aufbau eines Portfolios durchaus noch dazu, meint Honorarberater Lothar Eller. Die Gründe erläutert der Leiter des Unternehmens Eller Consulting aus der Nähe von Stuttgart im Interview mit FONDS professionell ONLINE.


Herr Eller, immer wieder kommen neue Anleihenfonds auf den Markt, die auf kurze Restlaufzeiten setzen. Dabei ist gerade in diesem Segment die Rendite besonders niedrig. Ergibt der Einsatz solcher Produkte irgendeinen Sinn?

Lothar Eller: Solche Fonds können durchaus sinnvoll sein. Ich nutze kurzlaufende Anleihenfonds als Absicherung. Der Rententeil in einem Portfolio dient bei meinen Strategien als Vermögensschutz. Bonds sollen ein Sicherheitspolster schaffen, um die Schwankungen des Aktienteils aufzufangen. Die Rendite generiert hingegen vorrangig der Aktienteil.

Einige Rentensegmente bieten doch höhere Renditen. Wären diese nicht eine lohnendere Alternative?

Eller: Anleihen dienen bei mir als Sicherheitsanker. Wenn ich bei Renten höhere Renditen anstreben würde, etwa durch die Beimischung von Unternehmens- oder Hochzinsanleihen, würde auch das Risiko klettern. Damit würde ich das Portfolio nicht nur im Aktien-, sondern auch im Anleihenteil aktienmarktähnlichen Risiken aussetzen. Je nach Sicherheitsbedürfnis der Kunden und ihrem Anlagehorizont mische ich auch Anleihenfonds mit Laufzeiten von fünf bis sieben Jahren bei.

Also schaffen Kurzläufer Sicherheit. Angesichts einer zum Teil negativen Rendite hat die aber ihren Preis.

Eller: Negativzinsen sind an sich keine neue Erscheinung. Die Rendite der Anleihen nach Abzug von Inflation und Steuern war auch schon zu früheren Zeiten negativ. Bei kurzlaufenden Rentenfonds lassen sich allerdings durchaus noch positive Renditen erzielen. Entsprechende Indexfonds erwirtschaften eine effektive Rendite von 0,4 Prozent bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von fast drei Jahren und einem sehr guten Rating. Geldmarktfonds setzte ich hingegen nicht mehr ein. Hier sind die Erträge nach Kosten zu gering. Dann empfehle ich eher Tages- oder Festgelder.

Sie sprachen von Indexfonds. Suchen Sie in dem Feld auch aktive Manager heraus?

Eller: Aktive Fonds setze ich im Kurzläuferbereich nicht ein. Die Kosten der aktiven Fonds sind gegenüber den erzielbaren Erträgen zu hoch. Selbst wenn es einem aktiven Manager gelingt, den Markt zu übertreffen, wird dies kaum die höheren Kosten aufwiegen. Die Frage ist, ob es letztlich überhaupt gelingt den Manager auszuwählen, der tatsächlich längerfristig den Markt übertrifft.

Im Rentenbereich setzen Sie also praktisch nur auf passive, kurzlaufende Vehikel?

Eller: Nicht ausschließlich. Als Beimischung setze ich Staatsanleihen aus den Emerging Markets bei. Diese weisen deutlich geringere Schwankungen auf als weltweite Aktienmärkte und liefern andererseits höhere Erträge. Zumal einige Schwellenländer einen niedrigeren Schuldenstand vorweisen als so manche Industrienation.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)


Eine Übersicht über kurzlaufende Anleihen-ETFs finden Sie im neuen Heft 3/2020 von FONDS professionell.