Deutsche Versicherungsgesellschaften drängen auf den Markt für Wohnimmobilienkredite. Gerade bei Darlehen mit längeren Laufzeiten unterbieten Versicherer inzwischen Banken, wie die Zeitung "Die Welt" unter Berufung auf Daten der Frankfurter Finanzberatung FMH berichtet.

Ein aktueller Konditionenvergleich von FMH unterstreicht das eindrucksvoll. Bei Laufzeiten von 20 und 25 Jahren stehen demnach die DEVK und die Allianz an erster und zweiter Stelle der günstigsten Anbieter. Während die DEVK für 25-jährige Festzins-Darlehen einen effektiven Jahreszins von 1,99 Prozent erhebt, verlangt die Allianz 2,15 Prozent. Unter den zehn besten Anbietern bei 20-jähriger Zinsbindung finden sich zudem die Generali und die Signal-Iduna. Die günstigsten Darlehen mit einer Laufzeit bietet die Allianz: Mit 1,64 Prozent sind potenzielle Darlehensnehmer hier dabei.

Niedrigzinsen befeuern Versicherer-Immobilien-Darlehen
Die Entwicklung ist nicht neu. Versicherer bieten schon seit Jahren Immobilienkredite an – aber selten zuvor so preisaggressiv. Der Grund für die neue Angriffslust liegt auf der Hand: Durch die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase, die die Renditen der von den Gesellschaften in erster Linie erworbenen Staatsanleihen hat einbrechen lassen, wird dieser Bereich interessanter.

"Versicherer suchen nach langjährigen Anlagemöglichkeiten, mit denen sie Renditen deutlich oberhalb des Garantiezinses erwirtschaften können – und haben sie im Immobilienfinanzierungsgeschäft gefunden", zitiert die Zeitung Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.

Kein Problem mit vorzeitigen Kündigungen
Versicherer haben – anders als ihre klassischen Herausforderer – hierbei einen gehörigen finanziellen Vorteil: Sie können den komfortablen Kapitalstock der Versicherten nutzen. "Die Banken hingegen müssen ihre ausgereichten Kredite am Kapitalmarkt refinanzieren", erklärt Vornholz der Zeitung. Die Kosten dafür seien derzeit zwar extrem niedrig, aber die Versicherungen müssen nicht einmal diese geringen Kosten tragen.

Hinzu komme ein weiterer Punkt. "Langlaufende Hypothekendarlehen können nach zehn Jahren von den Kreditnehmern kostenlos gekündigt werden", zitiert die Welt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden Württemberg. "Assekuranzen haben mit solchen vorzeitigen Kündigungen kein Problem, weil der Ertragsausfall bei ihnen zu Lasten der Versichertengemeinschaft geht." Banken hingegen müssen in diesen Fällen die entgangenen Zinseinnahmen in ihren Büchern als Verlust verbuchen. (jb)