"In Frankreich verkaufen Bankberater auch Handyverträge"
Isabelle Chevelard, die Vorstandschefin der Targobank, spricht im Interview mit FONDS professionell über den Wandel des Düsseldorfer Instituts zur Universalbank – und ihre Pläne für das Wertpapiergeschäft.
Die Targobank, die sich in der Vergangenheit stark auf das Konsumentenkreditgeschäft konzentriert hatte, treibt den Aufbau neuer Geschäftsfelder voran. "Das Modell der Universalbank ist in Frankreich sehr verbreitet und auch erfolgreich. Auch unsere Mutter Crédit Mutuel Alliance Fédérale ist als Universalbank aufgestellt und erreicht unter allen europäischen Banken den beachtlichen neunten Platz im Hinblick auf die Rentabilität", erläutert Isabelle Chevelard, die seit 2021 an der Spitze der Targobank steht, im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in Ausgabe 3/2024 erschienen ist.
"Die Transformation der Targobank zur Universalbank ist ein langer und auch kostenintensiver Weg", so Chevelard. "Im Zeitraum bis 2027 müssen wir keine Gewinne an unsere französische Mutter abführen. Wir können die Gewinne reinvestieren." Als Universalbank zu agieren bedeute auch eine kulturelle Transformation. "Beispielsweise verkaufen die Bankberater in Frankreich auch Smartphones und Handyverträge. Oder Verträge für Sicherheitsdienstleistungen rund ums Haus." Dies sei derzeit für Deutschland nicht geplant, aber das Produktangebot der Targobank werde sich noch deutlich erweitern – "und der Job wird damit vielfältiger und spannender", meint Chevelard.
Einstieg in die Baufinanzierung
Unter anderem steigt die Düsseldorfer Bank in die private Baufinanzierung ein – obwohl dieses Geschäft nach den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank eingebrochen ist und sich erst langsam wieder erholt. "Der Kauf einer Immobilie oder einer Wohnung gehört zu den wichtigsten Phasen im Leben unserer Kundinnen und Kunden. Als Universalbank ist es für uns wichtig, sie dabei zu begleiten", sagt Chevelard. "Zwar ist das Geschäft aktuell sicher schwierig, aber wir denken langfristig." Die Zinsen seien im historischen Vergleich immer noch niedrig, und der Immobilienmarkt durchlaufe Zyklen. "Wir sind überzeugt: Der Markt ist mittelfristig weiterhin sehr attraktiv, weil die Baufinanzierung ein Meilenstein in der finanziellen Lebensplanung war, ist und sein wird."
Die Targobank profitiere zudem davon, dass ihre Muttergesellschaft über "große Erfahrung in diesem Bereich" verfüge, so Chevelard. Derzeit arbeite die Bank an den technischen Voraussetzungen, der Produktgestaltung und den Vertriebskanälen für das neue Angebot. "Der aktuelle Plan sieht vor, ab 2026 mit einem initialen Angebot zu starten: Dieses wird Produkte rund um den Kauf, die Anschlussfinanzierung und Modernisierung von privaten Wohnimmobilien umfassen." Die Produktreihe soll dann sukzessive weiter ausgebaut werden.
Umbau des Versicherungsgeschäfts
Die Targobank hat zudem ihre langjährige Kooperation mit der Talanx-Versicherung aufgekündigt. Im Versicherungsbereich möchte das Institut zukünftig verstärkt mit dem französischen Mutterhaus zusammenarbeiten. "Wir lassen die Kooperation mit Talanx im Dezember 2025 auslaufen und bieten ab 2026 Versicherungen aus dem eigenen Konzern an", erläutert Chevelard.
Die Partnerschaft mit der Talanx sei erfolgreich gewesen, es ergebe aber Sinn, mit dem konzerneigenen Versicherer ACM zu kooperieren. "Die ACM Deutschland ist bereits gegründet, und erste Mitarbeitende sind schon aktiv", so Chevelard. "Bis Ende 2025 stocken wir auf mindestens 50 Mitarbeitende auf." Für Deutschland sei geplant, ein "ganzheitliches Versicherungsportfolio für Privatpersonen" anzubieten. Dazu zählten neben Produkten aus den Bereichen der Lebensversicherung und Altersvorsorge auch Unfall- und Kreditkartenpolicen sowie Versicherungen rund um die Absicherung von Baufinanzierungskunden.
Neobroker in Arbeit
Auch für das Wertpapiergeschäft hat Chevelard Pläne. "Wir arbeiten derzeit an einem ambitionierten Projekt", sagt sie. "Wir wollen – insbesondere für die jungen Leute – einen reinen Online- beziehungsweise Neobroker anbieten. Bei der Ausgestaltung orientieren wir uns an Trade Republic." (mh/bm)
Das vollständige Interview mit Isabelle Chevelard ist in FONDS professionell 3/2024 ab Seite 390 erschienen. Dort spricht die Französin auch über kulturelle Unterschiede im Banking zwischen den Nachbarländern, die Filialstrategie des Instituts, die Frage, wie die Targobank trotz des Fachkräftemangels Mitarbeiter findet – und über das Sponsoring des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.