Die Bafin überprüft derzeit, ob einige als aktiv vertriebene Fonds tatsächlich lediglich einen Index nachbilden. Dem ging eine Untersuchung der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA zum Aktivitätsgrad von Fonds voraus. Demnach könnten bis zu 15 Prozent derjenigen Fonds in Europa, die als Produkte mit aktivem Fondsmanagement beworben werden, betroffen sein. Sie stehen im Verdacht, sogenanntes "Closet-Indexing“ zu betreiben.

Führt dies zu einem weiteren "Sich-im-Kreise-Drehen“ zu den Vor- und Nachteile aktiver Fonds versus passiver Indexfonds (ETFs)? In dem Fall werden Anleger kaum einen Mehrwert erwarten können. Wenn damit aber etwas mehr Licht auf die erheblichen Unterschiede innerhalb des aktiven Fondssektors geworfen wird, könnte ein gesunder Impetus in die Debatte kommen.

Fakt ist: Sowohl aktiv gemanagte Fonds als auch solche, die lediglich einen Index nachbilden, operieren derzeit innerhalb historisch beispielloser Rahmenbedingungen. Einher mit der derzeitigen EZB-Politik, die mehr als die Aufrechterhaltung der Geldwertstabilität verfolgt, gehen erhebliche Marktverzerrungen. Die EZB kauft monatlich Staats- und Unternehmensanleihen im Gegenwert von 80 Milliarden Euro. Bisher hat sie noch nicht direkt in den Aktienmarkt eingegriffen – bisher! Gleichzeitig nehmen die Marktteilnehmer die rekordlange Niedrig- und Negativzinsphase wohl oder übel hin. Kein Wunder also, dass sich Anleger über die Gesamtrendite und kostenseitige Faktoren ihrer Fonds Gedanken machen.

Meistern von Volatilitäten
Es sind Gründe wie diese, die den passiven Fondssektor auf ein Volumen von mehreren Billionen Euro haben anwachsen lassen. Klar ist aber auch: Nur mit einem ETF werden Anleger in Phasen hoher Volatilität nicht reüssieren. Vielmehr sind aktive und passive Fonds als Ergänzung zueinander und für eine ausgewogene Portfolio-Mischung sinnvoll.

Innerhalb der aktiven Fonds sollte der Investor nicht nur darauf achten, wie regelmäßig es dem Manager gelingt, seine Benchmark zu schlagen. Sondern auch darauf, inwieweit er oftmals kurzfristige Auf- und Abwärtsphasen zur Erzielung eines Mehrwerts für den Anleger nutzt. Denn hier gibt es tatsächlich erhebliche Unterschiede in der Häufigkeit der Eingriffe und Umschichtungen durch den Portfoliomanager.

Diese Transparenz kann der Anleger einfordern, indem er seinen Berater oder den Emittenten nach dem Anteil der Wertentwicklung seines Fonds befragt, der allein auf der Entwicklung des Vergleichsindex beruht. Auch lohnt sich ein Blick darauf, ob Struktur und Strategie eines Fonds es überhaupt möglich machen, diesen passiv nachzubilden. Bei Strategien, deren Anspruch es ist, möglichst wenig mit anderen Werten zu korrelieren, muss ein Portfoliomanager sich zum Beispiel laufend auf ständig ändernde Parameter einstellen. Dies bedarf eines aktiven Managements, ebenfalls können rein computerbasierte Modelle nicht allein eine Behavioral-Finance-Strategie oder eine auf Beobachtung und Nutzung der Derivatemärkte gestützte Strategie steuern.

Ausblick: Hohe Bedeutung aktiven Managements
Aufgrund der wenig auskömmlichen Renditen von Staatsanleihen werden Anleger ihren Blick auf Produkte richten, die entweder über niedrige Preis-/Gebührenstrukturen punkten – beispielsweise ETFs – oder als alternative Investments eine breite Streuung oder Zusatzrendite versprechen. Für Portfolios mit solchen Beimischungen – sei es über Derivate, Sachwerte oder Private Equity – rechnen wir mit einer steigenden Bedeutung des aktiven Managements. Insofern ist die Branche gut beraten, die erheblichen Unterschiede der Aktivitätsgrade aktiver Fonds, deren Standardabweichungen und Bewegungen, die auf Referenzindizes zurückgehen, zu adressieren und klar offenzulegen.

Richtet sich die Diskussion aber allein auf den Aktivitätsgrad der Investmententscheidungen, dann greift sie aus unserer Sicht zu kurz. Denn neben den Investmententscheidungen rechtfertigt so mancher Manager seine aktive Rolle auch über die intensive Begleitung im Risikomanagement. Für welche Produktart er sich letztlich entscheidet – und wie viel ihm häufige Eingriffe, Umschichtungen und Risikomanagement wert sind – dies obliegt dem mündigen Anleger.