Mit Sparkassen und Genossenschaftsbanken bereiten sich zwei Finanzriesen mit Millionen von Retailkunden auf den Einstieg in den Handel mit Kryptowährungen vor. Bislang ist dieser Markt vor allem Fintechs und Start-ups überlassen.

"Mit dem Einstieg von Genos und Sparkassen werden wir unter Retailkunden wohl eine deutlich größere Adaption im Kryptohandel sehen", sagte Julian Schmeing, Partner bei der Beratung ZEB, zur Nachrichtenagentur "Bloomberg". "Der Zugang zum Kryptohandel wird mit den Genos und Sparkassen einfacher."

Banken überwinden Vorbehalte
Lange scheuten viele Regionalbanken den Schritt in den Kryptohandel – aus Angst vor Imageschäden im Falle eines Crashs und wegen regulatorischer Unsicherheiten. Doch inzwischen sorgt ein einheitliches EU-Regelwerk für mehr Klarheit. Gleichzeitig wächst der Druck: Gerade junge Kunden drohen abzuwandern, wenn Institute keine Kryptoangebote vorlegen.

Laut Bitkom zeigt sich rund ein Viertel der Deutschen offen für Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Acht Prozent haben bereits investiert – ein Signal für Banken, die bisher zögerten.

Genossenschaftsbanken starten noch 2025
Im Genossenschaftssektor laufen die Vorbereitungen schon seit Jahren. Die DZ Bank und der IT-Dienstleister Atruvia entwickelten gemeinsam mit der Börse Stuttgart eine Handelslösung für rund 670 Volks- und Raiffeisenbanken. Der Startschuss soll noch dieses Jahr fallen.

Die Entwicklungszeit gipfelte Ende des vergangenen Jahres in einer Pilotphase, an der sechs Institute aus Nürnberg, Würzburg, Hannover, Rottal-Inn, der Südpfalz und dem Westerwald teilnahmen. "Bloomberg" erhielt bereits vor einem halben Jahr erste Einblicke – die Lösung ist auf die Banking-App ausgelegt, weniger auf Desktop-Anwendungen.

Sparkassen ziehen später nach
Bei den Sparkassen verlief der Entscheidungsprozess schleppender. Noch vor drei Jahren hatte es die Empfehlung gegeben, vom Kryptohandel abzusehen. Doch seit Ende 2024 deutete sich ein Umdenken an. Zuerst prüfte die LBBW ein Angebot, dann forderte der bayerische Sparkassenpräsident Matthias Dießl, Kunden den Zugang zu ermöglichen.

Im Sommer 2025 kam der Durchbruch: "Die Sparkassen-Finanzgruppe wird einen verlässlichen Zugang zu einem regulierten Kryptoangebot schaffen", erklärte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Für die Umsetzung ist die Dekabank verantwortlich, der Starttermin wird aktuell für Sommer 2026 erwartet.

Konkurrenz von Privatbanken und Fintechs
Parallel arbeitet auch die Commerzbank mit ihrer Marke Comdirect "mit Hochdruck" an einem Kryptoangebot. Fintechs wie Trade Republic (seit 2021), Bitpanda (seit 2022) und die Börse Stuttgart mit ihrer App Bison (seit 2019) sind bereits etabliert. Damit stellt sich die Frage: Sind Sparkassen und Genos zu spät?

ZEB-Berater Schmeing glaubt nicht: "Außerdem können Genos und Sparkassen damit punkten, dass viele Kunden ihnen vertrauen. Sie vermitteln ein hohes Sicherheitsgefühl."

Kryptoangebote ohne Beratung
Sowohl Sparkassen als auch Genos betonen, dass sich ihre Angebote an Selbstentscheider richten. Beratung soll es nicht geben. Der Sparkassen- und Giroverband erklärte: "Kryptowährungen sind hochspekulative Anlagen. Wer sich aber bewusst für ein solches Investment entscheidet, soll dies in einem sicheren, regulierten Rahmen tun können – innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe." (mb/Bloomberg)