Im Wettbewerb um Mitarbeiter versuchen insbesondere die kleineren Banken in Deutschland, mit kreativen Arbeitszeitmodellen zu punkten. Einige haben auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt, andere bieten den Kauf von zusätzlichen Urlaubstagen an.

Derartige Angebote kommen zu einer Zeit, in der der Fachkräftemangel und der demografische Wandel die Banken fest im Griff haben. In vielen Bereichen ist es schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden. Kleinere Kreditinstitute konkurrieren dabei nicht nur mit großen Banken, sondern auch mit anderen Branchen der deutschen Wirtschaft um die klügsten Köpfe.

"Attraktivität als Arbeitgeber erhöht"
Zu den Häusern, die mit der Möglichkeit, zusätzliche freie Tage zu kaufen, punkten wollen, zählen etwa die Sparkasse Amberg-Sulzbach, die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach und die Sparkasse im Landkreis Schwandorf. Alle drei berichten von positiven Erfahrungen.

"Die Flexibilität, sich zusätzliche Urlaubstage zu erkaufen, erhöhte die Attraktivität als Arbeitgeber. Wenn wir mit externen Bewerbern sprechen, steht das oft ganz oben auf der Liste", erklärte Edith Achatzi, Personalchefin der Sparkasse Amberg-Sulzbach, im Interview mit "Bloomberg". Ähnliches berichtet Johannes von Hebel, Chef der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach: "Flexibilität wird für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer wichtiger." In seinem Haus können Mitarbeiter, die seit mindestens zwei Jahren angestellt sind, insgesamt 20 zusätzliche Urlaubstage pro Jahr erkaufen. Die Verrechnung erfolgt mit der Sonderzahlung, einer Art 13. Monatsgehalt. Vergangenes Jahr machte fast jeder zehnte Mitarbeiter davon Gebrauch.

Gewisse Einschränkungen
Die Sparkasse Amberg-Sulzbach hat bei den erkauften Urlaubstagen nach oben keine Grenze gesetzt, allerdings müssen die freien Tage in Fünf-Tage-Schritten erworben werden. Für jeden zusätzlichen Urlaubstag verringert sich bei dieser Lösung das Monatsgehalt entsprechend.

Michael Licha, Bereichsleiter bei der Sparkasse im Landkreis Schwandorf, bei der bis zu 20 erkaufte Urlaubstage möglich sind, weist allerdings darauf hin, dass es gewisse Einschränkungen gibt. So dürften "keine betrieblichen Dinge dagegensprechen", sagte er. Die Sparkasse Amberg-Sulzbach spricht davon, dass der "Betriebsablauf gewährleistet" bleiben müsse. Als Gründe für den Kauf von zusätzlichen freien Tagen nennen die befragten Sparkassen unter anderem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa die Pflege von Eltern, aber auch das Verlängern eines Urlaubs.

42.000 Stellen ausgeschrieben
Wie groß der Bedarf an Arbeitskräften in der Finanzbranche ist, zeigt auch ein Blick in die Statistiken des Berliner Personalmarktspezialisten Index Gruppe. Demnach hatten Banken und Fintechs in Deutschland allein im ersten Quartal dieses Jahres mehr als 42.000 Jobs öffentlich ausgeschrieben, ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Viele Banken gehen davon aus, dass sie in den nächsten zehn Jahren rund ein Drittel ihrer Mitarbeiter verlieren, weil sie in Rente gehen. Die Lücken wieder aufzufüllen, stellt die Kreditinstitute vielfach vor Herausforderungen, nicht nur weil sie untereinander um dieselben Bewerber konkurrieren.

"Banken haben bei jungen Deutschen etwas an Glanz verloren, auch wenn die Branche einen soliden Karriereweg verspricht", sagt Gerrit Bouckaert vom Personaldienstleister Robert Walters. Andere Branchen seien "sexier", etwa Technologiefirmen und Start-ups.

Vier-Tage-Arbeitswoche
Um sich als Arbeitgeber attraktiver zu machen, setzen derzeit besonders im genossenschaftlichen Bankensektor einige Institute auch auf eine Vier-Tage-Arbeitswoche, darunter die Volksbank Kaiserslautern und die PSD Bank Braunschweig. Letztere hatte im September 2023 auf das neue Arbeitszeitmodell umgestellt, und – ebenso wie die Sparkassen mit ihren Angeboten zum Urlaubskauf – gute Erfahrungen gemacht. "Die Anzahl der Bewerbungen hat sich verfünffacht. Wir konnten alle vakanten Stellen besetzen", sagte Vorstandssprecher Carsten Graf unlängst im "Bloomberg"-Interview. Zugleich habe er keinen Verlust an Produktivität durch die Vier-Tage-Woche festgestellt.

Auch die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach berichtet von mehr Bewerbungen. "Wer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden eingeht, gewinnt im Wettbewerb um die besten Talente", sagt von Hebel. (fp/Bloomberg)


Einen ausführlichen Bericht zur Frage, wie mehr Urlaub Banken helfen soll, den Fachkräftemangel zu lindern, lesen Sie in FONDS professionell 2/2025 ab Seite 394. Angemeldete Nutzer finden den Beitrag auch hier im E-Magazin.