Ende 2024 ging mit der Ascendia ein weiterer Makleraufkäufer an den Start. Hinter der Gesellschaft steht Florian Brokamp, gebürtiger Pfälzer und bekennender Fan des 1. FC Kaiserslautern. Er hat nach einem Studium der Rechtswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre bei der Managementberatung McKinsey begonnen. Dort beriet er Firmen wie Google und lernte so viel über Digitalisierung und die entsprechenden Prozesse.

Mit diesem Wissen rief er 2015 Thinksurance ins Leben, eine Plattform für die Vermittlung von Gewerbeversicherungen, die mittlerweile die meisten großen Makler, Pools und Finanzvertriebe wie die DVAG nutzen. Im Interview mit FONDS professionell ONLINE spricht er über die Ziele des neuen Maklerkonsolidierers und verrät, welche Firmen sein Unternehmen aufkauft.


Herr Brokamp, wie kam es zur Gründung der Ascendia?

Florian Brokamp: Da muss ich etwas ausholen. Vor der Ascendia hatte ich das Insurtech Thinksurance gegründet und lange Jahre geleitet. Mein Plan war, in die europäischen Nachbarländer zu expandieren. Dafür hatte ich bereits das Deutschlandgeschäft so aufgebaut, dass es mich nicht mehr braucht. Leider hatte der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Marktveränderungen die Pläne zunichte gemacht. Damit stand ich vor dem Problem, dass ich, wenn ich mich wieder auf Deutschland fokussiert hätte, jemand anderem im Management gewissermaßen den Job weggenommen hätte. In dieser Phase reifte der Entschluss, mit der Ascendia neu zu starten – die Idee zu einem solchen Unternehmen hatte ich schon vorher. Ich habe dann die Beteiligungsgesellschaft HG Capital als Kapitalgeber gewinnen können. Die Verantwortlichen dort kennen mich seit ein paar Jahren – und haben mich und die Idee einer sehr gründlichen "Due Diligence"-Prüfung unterzogen.

Und welche Idee steckt hinter dem Unternehmen?

Brokamp: Ich glaube, die Versicherungsbranche durchläuft einen massiven Wandel, der sich Jahr für Jahr noch beschleunigen wird. Diesen Wandel möchte ich begleiten, aber nicht als Dienstleister, sondern mit einer Gruppe, die die Makler unter einem Dach zusammenbringt und dabei unterstützen kann, ihr Geschäft weiterzuentwickeln. Hier steckt viel Potenzial drin. Wir bieten mehr als reine Nachfolgelösungen, wir bieten Perspektiven!

Was genau bieten Sie den Maklern denn?

Brokamp: Zunächst haben wir mit unserem Angebot auch klassische Nachfolgesituationen im Blick, bei denen die Perspektive für die Kunden eine Rolle spielt – die Beibehaltung einer regionalen, persönlichen Betreuung. Vor allem möchten wir Unternehmern eine Perspektive bieten, die gerne den Markt gestalten wollen, aber eben merken, dass man in einer starken Gruppe weiter kommt als alleine. Wir belassen die Identität der Unternehmer und helfen ihnen beim organischen und anorganischen Wachstum des eigenen Unternehmens. Dadurch erreichen sie oft Ziele, die sie sonst erst viel später, mit deutlich mehr Risiko oder gar nicht erreicht hätten.

Sie bezeichnen die Ascendia als Verbund. Wie sieht das in der Praxis aus?

Brokamp: Wir übernehmen die Unternehmen. Die Vermittler erhalten dafür hauptsächlich Geld, aber auch oft zu einem kleinen Teil Anteile an der Ascendia Holding. Je nach Situation fließt nur Geld. Wichtig ist, dass sie weiter als Unternehmer an Bord bleiben und daher einen Anreiz haben, einen Mehrwert zu liefern. Daher behalten wir regionale Unterschiede beim Vertrieb oder auch inhaltliche Spezialisierungen bei. Es gilt: Je größer der Makler, desto mehr Freiheiten hat er – abgesehen von den einheitlichen internen Prozessen zum Beispiel bei der Finanzierung.

Wen übernehmen Sie?

Brokamp: Wir fokussieren uns vor allem auf Makler sowie Vertriebe, die Privatkunden und regionale Gewerbekunden betreuen. Deren Geschäftsprozesse kann man gut digitalisieren und dadurch Mehrwerte generieren, das geht bei einem großen Gewerbe- oder Industriemakler nicht so leicht. Von den Produkten her sind wir offen, am liebsten ist uns jedoch, wenn Bestandscourtagen fließen. Auch Makler, die Lebenspolicen vermitteln und Investmentdepots betreuen, kommen in Frage. Allerdings muss der Mix zwischen Bestands- und Abschlusscourtagen stimmen und das Geschäftsmodell solide sein. Wichtig ist ferner, dass die Vermittler unsere Unternehmenswerte teilen und für ihre Kunden leben – was auch bedeutet, nicht immer etwas verkaufen zu wollen.

Sie haben mit der PMA und der Status auch zwei Maklerpools gekauft. Warum?

Brokamp: Beide besitzen die Infrastruktur, die wir für die internen Prozesse und den Aufbau der Gruppe zur Verfügung stellen. Wir bieten in der Gruppe eine "Menükarte" mit verschiedenen Services an, die jeder nutzen kann, wenn sie ihm Mehrwerte liefern. Auch wenn sich der Makler weiterhin für externe Services entscheiden kann, wollen wir zumindest eigene Lösungen anbieten.

Wie groß sind die Unternehmen, die Sie aufkaufen?

Brokamp: Die Größe spielt zunächst mal keine Rolle. Bisher haben wir vornehmlich Betriebe übernommen, die einen Courtageumsatz zwischen 500.000 Euro und fünf Millionen Euro im Jahr erzielen. Einige waren kleiner, ihr Umsatz lag bei rund 100.000 Euro, andere wiederum erwirtschafteten mehr als fünf Millionen Euro. Für uns ist wichtiger, dass das Unternehmen und die Unternehmer zu uns passen. Daher selektieren wir schon auch sehr genau, wen wir dabeihaben wollen.

Was ist mit der Altersstruktur?

Brokamp: Interessant sind jüngere Makler, wir möchten schließlich etwas mit ihnen aufbauen. Wir nehmen aber auch die Bestände von Vermittlern, die in den Ruhestand gehen möchten, da wir deren Kunden auf die anderen Makler verteilen können. Besonders bemerkenswert ist das Durchschnittsalter unserer Makler – da sind wir eher in den Vierzigern als in den Sechzigern.

Wie ist die Nachfrage im Moment?

Brokamp: Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich komme kaum hinterher, alle Interessenten anzurufen, die sich bei mir gemeldet haben. Bis Ende des Jahres dürften wir Richtung 100 Millionen Umsatz und circa 40 bis 50 Standorte haben, darunter auch in Österreich und Luxemburg. Die Schweiz und andere anliegende Länder sind ebenfalls sehr interessant. Glücklicherweise ist unser Team seit diesem Sommer auch massiv gewachsen und kann mich entlasten.

Wir danken für das Gespräch. (jb)