Wenn die Kurse an den Börsen in den Keller rauschen, dann beweisen aktive Manager ihr Können und federn den Fall ab. Indexfolger dagegen nehmen den gesamten Kursrutsch in die Tiefe mit. Doch dieses Werbeversprechen scheint die aktive Zunft nicht einlösen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Fondsratinggesellschaft Morningstar in ihrem aktuellen Aktiv-Passiv-Barometer. Die Agentur untersucht dabei halbjährlich die Wertentwicklung von 30.000 aktiven und passiven Fonds in Europa. Diese verwalten ein Vermögen von gut sieben Billionen Euro und stehen für drei Viertel des Gesamtmarkts.

Für das erste Halbjahr 2022 falle die Erfolgsquote aktiver Manager jedoch "nicht beeindruckend" aus, so die Morningstar-Analysten. In den 43 analysierten Aktienkategorien übertrafen im Schnitt nur 35 Prozent über einen Zeitraum von einem Jahr bis Ende Juni 2022 die passive Konkurrenz. Gerade einmal in sieben Aktienkategorien wiesen aktive Manager in diesem Zeitraum eine Erfolgsquote von besser als 50 Prozent auf. Lichtblicke sehen die Analysten bei Anleihen: Hier konnten aktive Rentenmanager in 23 Kategorien eine durchschnittliche Erfolgsquote von 40 Prozent erzielen, in sieben Kategorien von mehr als 50 Prozent.

"Erfolgsquoten insgesamt niedrig"
"Erstaunlich ist, dass auch die langfristigen Erfolgsquoten für aktive Manager insgesamt niedrig bleiben", sagt Dimitar Boyadzhiev, Analyst bei Morningstar. "In den letzten zehn Jahren betrug sie bei aktiven Aktienmanagern 24 Prozent, bei aktiven Rentenmanagern 21 Prozent." Vergleiche man zudem, wie viele aktive und passive Fonds über den Zeitraum liquidiert oder verschmolzen werden, dann hätten letztere langfristig bessere Überlebenschancen, so der Experte. Meist seien die Erfolgsquoten von Nebenwerte-Aktienmanagern besser als die der Kollegen, die Standardwerte abdecken.

Zudem hätten aktive Fonds in den Aktienmärkten höhere Erfolgschancen, in denen die passiven Wettbewerber strukturell auf einen bestimmten Wirtschaftssektor ausgerichtet sind, so Boyadzhiev. Ein klassisches Beispiel seien norwegischen Aktien. Indexfolger würden hier stark in Unternehmen aus den Branchen Energie und Finanzwerte investieren. Von den aktiven Fonds übertraf hier über einen Zeitraum von zehn Jahren etwa die Hälfte die passive Konkurrenz. Denn die aktiven Manager hätten eher auf Titel aus Gesundheitswesen und Technologie gesetzt, die nicht so stark in den Länderindizes vertreten sind, aber eine starke Wertentwicklung ablegten. (ert)