Rund zwei Jahre ist es her, dass der vom US-Unternehmen OpenAI zugänglich gemachte Chatbot ChatGPT einer breiten Öffentlichkeit gezeigt hat, zu welchen Leistungen generative künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile fähig ist. Seitdem wetteifern IT-Unternehmen weltweit um die weitere Entwicklung der Systeme, und fast alle Branchen arbeiten an KI-Anwendungen für ihre Zwecke. Die Finanzindustrie ist da keine Ausnahme, auch die Beraterzunft nicht.  

Experten sehen grob zwei Bereiche, in denen Makler von generativer KI profitieren können. Einer davon ist die Wissensvermittlung, verbunden mit dem schnellen Finden von Informationen und Dokumenten. Solche Tools eignen sich auch sehr gut für die Kundenbetreuung und -beratung. "Manchmal fehlt in einer Beratung die entsprechende Antwort auf die Frage eines Kunden. Hier kann dann sehr schnell innerhalb der Beratung die speziell trainierte KI befragt werden", berichtet Bastian Kunkel, Makler und Gründer der Marke "Versicherungen mit Kopf". Gleiches gilt, wenn bestehende Kunden Fragen haben. Simon Moser, Mitgründer und Geschäftsführer des auf KI-Tools für Makler spezialisierten Start-ups Muffintech, weist auf die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz bei der Vorbereitung auf Sachkundeprüfungen hin. "Junge Makler arbeiten gern mit Chatbots, denen sie gezielt Fragen stellen können", weiß er. 

Marketing und Vertrieb
Der zweite große Bereich umfasst das Marketing und die Kundenakquise – wie allgemein in der Finanzbranche. KI-Tools helfen bei der Erstellung von Inhalten auf der Internetseite, in Social-Media-Kanälen und in E-Mails. "Dazu kommt die Generierung von qualifizierten Leads. Makler können eine 'Landing Page' erstellen, auf der Kunden bei der Produktsuche landen. Mit einem Chatbot informiert sich der Kunde und gibt zudem Daten ein, die der Makler sofort oder später für die Erstellung personalisierter Angebote nutzen kann", so Moser. Eine interessante weitere Einsatzmöglichkeit für künstliche Intelligenz nennt Felix Sandt, Projektmanager Digitalisierung bei den Versicherungsforen Leipzig: "KI-Systeme können die Daten bestehender Kunden analysieren und anzeigen, ob der Kunde möglicherweise kündigen möchte, im Fachjargon 'Churn Prediction' genannt", sagt er. "So können Berater reagieren und den Kunden ansprechen."

Wie viele Makler schon auf GenKI ­setzen, weiß man nicht. "Zur KI-Nutzung durch Makler gibt es keine harten Fakten – insbesondere mit Blick auf die heterogene Maklerlandschaft mit vielen kleineren Unternehmen", stellt Nicolas Trinks klar, Principal bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman. "Wie bei allen neuen Technologien werden KI-Tools aktuell noch sehr allgemein und oberflächlich oder von wenigen spezialisierten, technikaffinen Maklern genutzt", berichtet Oliver Pradetto, einer der Gründer und Anteilseigner des Maklerpools Blau Direkt. Andere Branchenkenner pflichten ihm bei. 

Kaum KI im Maklerbüro
Auch eine Umfrage auf FONDS professionell ONLINE bestätigt diese Beobachtung. Diese ist mit 94 Teilnehmern aus Deutschland und Österreich zwar nicht repräsentativ, sie zeichnet aber ein Stimmungsbild: Demnach hat rund ein Fünftel der Makler nicht vor, die neue Technik in absehbarer Zeit einzusetzen. Immerhin gut jeder dritte Teilnehmer plant dies jedoch für die Zukunft. Und rund 36 Prozent geben zu Protokoll, KI zumindest als Helfer im Büroalltag einzusetzen. Die Quote derer, die KI-Tools bereits für die Beratung oder die digi­tale Kundenakquise einsetzen, liegt dagegen noch im einstelligen Prozentbereich. (jb)


Den vollständigen Artikel über die Nutzungsmöglichkeiten von KI im Maklerbüro, inklusive Beispielen und einer Liste von relevanten KI-Tools, finden Sie ab Seite 310 in der Ausgabe 4/2024 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.