Ob "Spießer" oder "Zocker": Deutsche Wertpapiersparer setzen auf Fonds
Die meisten Bundesbürger, die Wertpapiere im Depot haben, schätzen sich selbst als wachstumsorientierte Privatanleger ein. Nur vier Prozent bezeichnen sich als spekulativ. Doch ob zurückhaltend oder risikobereit – Fonds kommen bei allen Anlegergruppen gut an, zeigt eine Umfrage von Union Investment.
Die Hälfte der deutschen Wertpapierbesitzer bezeichnet sich selbst als wachstumsorientiert, ein Viertel schätzt sich als konservativ ein. Jeder Fünfte hält sich für renditeorientiert, lediglich vier Prozent sehen sich als spekulative Anleger. Aber: Fonds sind für alle Anlegergruppen wichtig. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung, für die das Markforschungsunternehmen Kantar im Auftrag von Union Investment zwischen April und Juli 2022 2.000 erwachsene Bundesbürger befragt hat, die über Aktien und/oder andere Wertpapiere verfügen.
Die wachstumsorientierten Wertpapiersparer sind bereit, überschaubare Risiken für begrenzte Ertragschancen einzugehen. Beinahe neun von zehn Befragten, die sich selbst so einschätzen (87 Prozent), besitzen Investmentfonds. Gut jeder Dritte verfügt über einen Bausparvertrag (38 Prozent) sowie eine Kapitallebensversicherung oder sogar mehrere solche Policen (33 Prozent).
Noch Luft nach oben
36 Prozent haben zudem vier bis zehn Einzelaktien im Depot. Der Anteil von Aktien und Fonds beträgt bei rund der Hälfte (47 Prozent) weniger als ein Viertel des gesamten Vermögens. "An den wachstumsorientierten Anlegern lässt sich die Evolution des Sparens gut ablesen", sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. "Zwar halten sie weiter an den gewohnten Geldanlagen fest, nutzen aber auch chancenreiche Anlageformen, auch wenn sie meist nur einen kleineren Teil der Ersparnisse dafür einsetzen. Insofern ist hier noch weiter Luft nach oben", erklärt er.
Für die zweitgrößte Gruppe der Befragten, die sich selbst als konservativ bezeichnen (25 Prozent), steht der Werterhalt der eigenen Ersparnisse klar im Vordergrund. Zwei Drittel dieser Privatanleger besitzen Investmentfonds (67 Prozent). Daneben setzen sie häufig aber auch auf Bausparverträge (41 Prozent) und auf Tagesgeld (60 Prozent). Ein Viertel traut sich an Einzeltitel heran. Aktien und Investmentfonds machen bei den meisten konservativen Sparern jedoch weniger als 25 Prozent des Gesamtvermögens aus (67 Prozent). Lediglich jeder fünfte Befragte hat mehr als ein Viertel seines Vermögens auf diese Weise angelegt (22 Prozent).
Variantenreicher Mix
Neben den beiden eher zurückhaltenden Anlegergruppen fällt es denen, die sich als renditeorientiert (19 Prozent) und spekulativ (4 Prozent) bezeichnen, leichter, sich auf dem Börsenparkett zu bewegen. Ihr Mix aus verschiedenen Geldanlagen ist wesentlich variantenreicher. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auch den größten Anteil an Aktien und Fonds im Depot haben.
Zwei Drittel (69 Prozent) der Renditeorientierten geben an, dass ihr Finanzvermögen zu mehr als 25 Prozent aus wertpapier- und aktienbasierten Anlagen besteht. Damit liegen sie etwas über dem Niveau der spekulativen Anleger, bei denen rund 64 Prozent mehr als ein Viertel ihres Vermögens in Aktien und Fonds investiert haben. Die spekulativen Anleger sind allerdings eher bereit, hohe Risiken einzugehen. 43 Prozent besitzen Kryptowährungen und acht Prozent trauen sich an Derivate heran. Zudem halten 70 Prozent Einzeltitel.
ETFs oft nur als Beimischung genutzt
Was alle Befragten, unabhängig von der eigenen Einschätzung ihrer Spargewohnheiten, eint: Sie haben Investmentfonds im Depot. 54 Prozent der Fondsbesitzer investieren in aktiv gemanagte Sondervermögen. Gut ein Drittel (36 Prozent) besitzt ETFs. Allerdings nutzen die meisten diese lediglich zur Beimischung. Nur bei 15 Prozent der ETF-Besitzer machen die Papiere mehr als 50 Prozent des Fondsvermögens aus.
Die Befragung zeigt auch, dass Beratung weiterhin einen großen Stellenwert hat. Das gilt insbesondere für die konservativen und wachstumsorientierten Sparer, bei denen jeweils knapp 60 Prozent die Beratung als wichtigste Informationsquelle nennen. (am)