Plansecur-Chef: Frühstart-Rente droht "halbgares Projekt" zu bleiben
Die neue Regierung plant, jedem schulpflichtigen Kind zehn Euro im Monat zu schenken, um damit für die Rente zu investieren. Eigentlich eine gute Idee, meint Heiko Hauser. Doch er sieht zugleich die Gefahr, dass viele dies als ausreichende Altersvorsorge ansehen könnten.
Heiko Hauser, Geschäftsführer der Finanzberatungsgruppe Plansecur, bezeichnet die von der neuen Regierung vorgestellte Frühstart-Rente als "Schritt in die richtige Richtung", warnt zugleich jedoch davor, sich darauf auszuruhen. "Es ist wunderbar, wenn Kinder zwischen sechs und 18 Jahren künftig monatlich zehn Euro für ein kapitalgedecktes Altersvorsorgedepot erhalten", sagt Hauser. "Aber es muss klargestellt werden, dass dies natürlich überhaupt nicht ausreicht für eine auskömmliche Altersvorsorge."
Der Plansecur-Chef appelliert an die Bundesregierung, "das Thema breiter in die Öffentlichkeit zu tragen". Es dürfe keinesfalls der Eindruck erweckt werden, die Regierung habe mit der Frühstart-Rente eine solide Grundlage für die Altersvorsorge von Millionen von Kindern in Deutschland gelegt. Dies würde eine trügerische Sicherheit wecken, die das Konzept keineswegs rechtfertigt. (Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Eine der besten Ideen der neuen Regierung")
Gut 170 Euro Zusatzrente
Der Kasseler Finanzvertrieb rechnet vor: Bleibt es bei der Frühstart-Rente bei dem staatlichen Zuschuss von zehn Euro monatlich über die vorgesehenen zwölf Jahre hinweg und bleibt das Geld anschließend weitere 49 Jahre liegen, kommt am Ende bei einer Anlage in einem weltweit gestreuten Aktienfonds und einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent nach 61 Jahren ein Guthaben von 36.322 Euro heraus.
Wenn dann ab dem 67. Lebensjahr ein Entnahmeplan über 25 Jahre mit Kapitalverzehr gestartet wird, ergibt sich, wiederum bei Annahme von einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent des Fondsvermögens, eine monatliche Auszahlung von 229 Euro vor Steuern. Zieht man hiervon vereinfacht 25 Prozent Abgeltungsteuer pauschal ab, ergibt sich rechnerisch eine zusätzliche monatliche Rente von knapp 172 Euro.
"Finanzbildung in den Schulunterricht aufnehmen"
"Die Idee, junge Menschen frühzeitig an den Kapitalmarkt heranzuführen und ein Bewusstsein für private Altersvorsorge zu schaffen, ist äußerst begrüßenswert", sagt Hauser. "Aber sie muss kommunikativ begleitet werden, damit sie von der Bevölkerung als Auftakt und nicht etwa als ausreichend für die Altersvorsorge verstanden wird." Er regt an, die Frühstart-Rente zum Anlass zu nehmen, das Thema Altersvorsorge in die schulischen Lehrpläne aufzunehmen. "Hier ist die Kultusministerkonferenz gefordert, eine angemessene Finanzbildung in den Schulunterricht aufzunehmen", meint er. Die jungen Menschen müssten so früh wie möglich lernen, mit Geld umzugehen und langfristig zu planen.
Zudem seien noch etliche Unklarheiten im Zusammenhang mit der Frühstart-Rente zu beseitigen, betont Hauser. Dazu gehöre die Frage, wie das Geld angelegt werden soll, also welche Fonds oder Finanzprodukte zugelassen werden. Ob die noch offenen Punkte zu Verwaltung, Kontrollmechanismen und Anlagestrategien bis zum geplanten Inkrafttreten am 1. Januar 2026 geklärt werden könnten, sei unklar. "Die Frühstart-Rente ist geeignet, junge Menschen für ihre finanzielle Eigenverantwortung zu sensibilisieren", sagt Hauser. "Doch ohne klare Antworten auf die offenen Fragen droht sie, ein gut gemeintes, aber halbgares Projekt zu bleiben." (fp)