Der Dresdener Finanzkonzern Future Business KGaA wächst und wächst: Die Tochter Infinus AG Ihr Kompetenz-Partner hat inzwischen rund 2500 Berater angebunden. Seit Ende 2012 gehören auch Brenneisen Capital, ein Spezialist für geschlossene Fonds, und Hans John Versicherungsmakler, der Marktführer in Sachen Vermögensschadenhaftpflicht, zum Unternehmen.

Finanziert wird das Wachstum unter anderem durch die Ausgabe von Orderschuldverschreibungen, die bei Privatanlegern gut ankommen. Die Papiere werden laufend emittiert und bieten bei einer Laufzeit von 30 Tagen bis zehn Jahren Zinsen von fünf bis acht Prozent pro anno. Seit Unternehmensgründung bis Ende Juni 2013 zeichneten Anleger solche Anleihen für sage und schreibe 1,8 Milliarden Euro. 1,1 Milliarden Euro davon wurden über die Jahre schon wieder zurückgezahlt – stets pünktlich und vollständig.

Zwei Geschichten
Das rasante Wachstum macht manche Branchenbeobachter misstrauisch. Pauschale Verdächtigungen helfen freilich nicht weiter. Um das Phänomen Infinus und Future Business zu verstehen, hat FONDS professionell mehr als 20 Jahresabschlüsse verschiedener Konzerngesellschaften analysiert, drei Emissions- und Verkaufsprospekte durchgearbeitet und mit Bilanzexperten gesprochen. Ergänzt wurden diese Recherchen durch einen Besuch in Dresden – drei Topmanager des Konzerns standen unserer Redaktion fast fünf Stunden lang Rede und Antwort.

Im Ergebnis lassen sich zwei Geschichten erzählen – nachzulesen in der aktuellen Printausgabe von FONDS professionell (Anmeldung erforderlich): Die erste handelt von einem erfolgreichen Unternehmen rund um Future-Business-Chef Jörg Biehl, der mit einem kleinen, eingeschworenen Team vieles erreicht hat. Die zweite handelt von einem Konzern, der Jahr für Jahr ein größeres Rad dreht, langfristige Geschäfte kurzfristig refinanziert – und schließlich ein System erfunden hat, mit dem aus 1 Euro Einsatz 119 Euro Gewinn werden.

Zweifel an der Erfolgsstory
Skeptisch werden lässt vor allem ein ungewöhnliches Sparplan-Geschäft aus den Jahren 2011 und 2012. Es lässt Zweifel daran aufkommen, ob der Konzern tatsächlich so prosperiert, wie es ein schneller Blick auf die Geschäftszahlen und die Erfolgsmeldungen der konzerneigenen PR-Gesellschaft vermuten lässt.

Im vergangenen Jahr nahm der Konzern 192,9 Millionen Euro Provisionen ein. 154,6 Millionen Euro davon entfallen auf Edelmetallvermittlungen (siehe auch die Grafiken in der Bilderstrecke oben – einfach durchklicken). Besonders gut kommen bei den Infinus-Kunden die flexiblen Goldsparpläne eines österreichischen Unternehmens an: Sparer können hier problemlos einige Monate aussetzen oder auch mal Zusatzzahlungen leisten. Die Kosten summieren sich auf zwölf Prozent der vereinbarten Sparplansumme, die auf einen Schlag vorab oder zusätzlich zu den ersten Raten zu zahlen sind. Sieben Prozent sind Agio, fünf Prozent Kleinmengenzuschlag. Infinus bekommt Sonderkonditionen, die Dresdner erhalten neben dem Agio auch große Teile des Kleinmengenzuschlags, in Summe 11,9 Prozent.

Aus Kosten werden Gewinne
Dieser Satz bedeutet, dass Infinus 2012 ein Volumen von fast 1,3 Milliarden Euro vermittelt hat. Gezeichnet haben die Sparpläne allerdings nicht nur Anleger, sondern auch Future Business selbst. Ende 2012 beläuft sich der Edelmetallbestand des Konzerns auf 207,3 Millionen Euro. 187 Millionen Euro davon entfallen auf "vorperiodische Anschaffungsnebenkosten". Direkt in Gold und andere Barren waren also nur gut 20 Millionen Euro investiert.

Kein vernünftig denkender Vorstand würde binnen zwei Jahren 187 Millionen Euro vorab bezahlen, nur damit er in Zukunft in Gold investieren kann – auch die Führungsriege von Future Business nicht. Für den Dresdner Konzern hat das Geschäft allerdings einen netten Nebeneffekt: Der Großteil der bezahlten Kosten landet nämlich wieder in den eigenen Büchern. Und zwar als Gewinn.

Geschäft steigert Umsatz und Gewinn
Schematisch läuft das Geschäft so: Pro 100 Millionen Euro Sparplanvolumen, die der Konzern über Infinus abschließt, überweist er die Kosten von zwölf Millionen Euro an den österreichischen Anbieter. Dieser behält 100.000 Euro ein und leitet den Rest als Provision an Infinus weiter. Dort werden sie als Umsatz verbucht und polstern die Kasse auf. Da Infinus quasi keine Kosten entstehen, steigt der Gewinn in gleicher Höhe. Dank der Gewinnabführung landen die 11,9 Millionen Euro schließlich in der Kasse der Mutter. Das Ergebnis des Geschäfts? In der Konzernbilanz erhöhen die zwölf Millionen als Anschaffungsnebenkosten die Sachanlagen, weiten also die Bilanz aus. Die Kasse schrumpft unterm Strich nur um 100.000 Euro, der Gewinn steigt um 11,9 Millionen.

Auch in der Kapitalflussrechnung wirkt sich das Geschäft positiv aus: Unterm Strich verändert sich die Kasse zwar kaum – im Beispiel nur um 100.000 Euro. Doch die 11,9 Millionen Euro Provisionsumsatz heben den Cashflow aus laufender Tätigkeit. Diese Kennzahl ist insbesondere für Anleihengläubiger relevant: Solange der operative Cashflow die Zinslast übersteigt, droht ihnen kein Ungemach. Die beispielhaften zwölf Millionen Euro Kosten wiederum werden nicht im operativen Cashflow verbucht, sondern im Cashflow aus Investitionstätigkeit. Im Ergebnis sieht der operative Cashflow deutlich besser aus als ohne das Goldgeschäft.

Bei Future Business ging es nun nicht um zwölf Millionen Euro, sondern um deutlich mehr: Die Nebenkosten für die Edelmetallsparpläne beliefen sich allein 2012 konzernweit auf 81,7 Millionen Euro, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.

"Cleverer Schachzug"
Was wäre nun passiert, wenn Future Business das Sparplankarussell im vergangenen Jahr nicht gedreht hätte, alle anderen Zahlen und Wertansätze aber gleich geblieben wären? Der Umsatz hätte konzernweit nicht fast 196 Millionen Euro betragen, sondern nur rund 114 Millionen. Der Konzern hätte – andere Maßnahmen außen vor gelassen – keinen Gewinn ausgewiesen, sondern einen hohen Verlust. Und auch der operative Cashflow wäre mit einem zweistelligen Millionenbetrag ins Minus gerutscht. Aus dem laufenden Geschäft hätte der Konzern seine Zinsen also nicht bedienen können, stattdessen hätte er hierzu auf frisch eingeworbenes Geld zurückgreifen müssen. Ähnliche Auswirkungen wären 2011 zu beobachten gewesen.

Infinus-Vorstand Kewan Kadkhodai räumte gegenüber FONDS professionell am Telefon ein, dass der Sparplan-Deal in Grundzügen tatsächlich die vermuteten Auswirkungen auf die Geschäftszahlen hatte. Später widerruft das Unternehmen dies: "Herr Kadkhodai hat das so nicht bestätigt." Die Redaktion bleibt bei ihrer Darstellung. Future Business betont, die Aussage, der Konzern hätte ohne das Geschäft 2012 einen Verlust ausweisen müssen, sei falsch: "Das ist so nicht richtig, da wir dann andere Maßnahmen zur Gewinnerzielung ergriffen hätten." Außerdem verteidigt Kadkhodai das Geschäft als sinnvolle Anlage: "Wir haben uns für Gesamtkosten von nur 0,1 Prozent der geplanten Investitionssumme das Recht gesichert, ohne weitere Kosten flexibel Gold und andere Edelmetalle zu handeln. Das war ein cleverer Schachzug, der ganz im Sinne des Unternehmens und unserer Anleger war." Im Übrigen habe Future Business die Goldposition im Frühjahr rechtzeitig verkauft, der jüngste Preiseinbruch habe daher keine negativen Konsequenzen auf die Investition gehabt.

Aus dem Future-Business-Jahresfinanzbericht für 2012 gehen zwar grob die Kosten des Sparplangeschäfts hervor. Es steht jedoch kein Wort davon zu lesen, dass große Teile des Umsatzes und des abgeführten Gewinns der Tochter Infinus auf diesen Deal zurückzuführen sind. Dies soll sich nach den Recherchen von FONDS professionell nun ändern: "Dass die Anschaffungsnebenkosten über den Gewinnabführungsvertrag mit der Infinus AG Ihr Kompetenz-Partner größtenteils wieder dem Konzern zufließen, wird im kommenden Emissionsprospekt ausführlich erklärt und mit Zahlen dokumentiert", lässt Future-Business-Chef Biehl mitteilen. (bm)

Future Business und Infinus: Firmenstruktur und wichtige Akteure
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