Rolle der Retailanleger in Europas Asset-Management-Markt wächst
Europas Fondsbranche steuert zum Jahresende auf die Marke von 33 Billionen Euro beim verwalteten Vermögen zu, so der Lobbyverband Efama. Eine zunehmende Rolle spielen Privatsparer. Bei der Konzentration des Volumens auf die größten Anbieter zeigt sich dagegen ein differenziertes Bild.
Der Anteil der Retail-Anleger an Europas Asset-Management-Markt hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So entfielen per Ende 2023 30,8 Prozent des von der Branche verwalteten Vermögens auf Retail-Kunden. Per Ende 2019 waren es nur 26 Prozent gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt der europäische Fondsbranchenverband Efama in seinem Jahresbericht. Der zunehmende Retail-Anteil an dem Fondsvermögen spiegele das wachsende Interesse der Privatsparer für die Kapitalmärkte wider, so die Ökonomen der Efama.
Demnach steuert die Branche darauf zu, per Ende 2024 insgesamt ein Vermögen in Höhe von 33 Billionen Euro zu verwalten. Dabei kommt das Wachstum vor allem einem Segment zugute. "Börsengehandelte Fonds (ETFs) haben sich zu einem bevorzugten Anlageinstrument entwickelt, insbesondere für Haushalte, die ein kostengünstiges und diversifiziertes Fondsengagement suchen", berichten die Efama-Experten. Der Passiv-Anteil am verwalteten Vermögen kletterte per Ende 2023 auf 17 Prozent. 2019 waren es 15,5 und 2013 lediglich 13,4 Prozent gewesen.
Unterschiedliche Konzentration
Das Fondsverwaltungsgeschäft konzentriert sich der Analyse zufolge in sechs Ländern. Auf den Spitzenreiter Großbritannien entfallen 28 Prozent des verwalteten Vermögens. Darauf folgen Frankreich mit 19 und Deutschland mit 14 Prozent. Danach kommen die Schweiz mit elf, die Niederlande mit fünf, Italien mit drei sowie Spanien mit zwei Prozent Anteil. Die übrigen europäischen Länder spielen mit insgesamt 18 Prozent nur eine Nebenrolle.
Während weltweit zudem die Konzentration des Fondsvolumens bei den größten Vermögensverwaltern wächst, zeigt sich unter den einzelnen europäischen Ländern ein sehr unterschiedliches Bild. So entfielen 2023 in Deutschland zwar 58 Prozent des verwalteten Vermögens auf die Top-Fünf-Adressen. Doch ihr Anteil ist gegenüber 2018 um 1,8 Prozentpunkte zurückgegangen. Genauso hoch fällt der Anteilsrückgang bei den fünf größten Fondshäusern in Österreich aus, die noch 64 Prozent des Vermögens verwalten.
Sinkende Gewinnmargen
In Norwegen nahm der Anteil der größten fünf Asset Manager gar um 7,7 Prozentpunkte ab, in Frankreich um 2,2 Prozentpunkte. In Großbritannien steigerten die Top-Fünf-Adressen ihren Volumenanteil gegenüber 2018 leicht um 0,4 Prozentpunkte, in Spanien hingegen sogar um ganze 8,7 Prozentpunkte, beobachten die Analysten der Efama.
Die operativen Gewinnmargen in der Branche sanken auf 11,1 Basispunkte des durchschnittlichen im Jahr 2023 verwalteten Vermögens, wie FONDS professionell berichtete. Dies markierte einen seit 2008 nicht mehr erreichten Tiefstand, da die Erträge sanken und die Kosten in die Höhe schossen. "Insbesondere die Technologiekosten stiegen stark an, angetrieben durch die ständig steigenden Investitionen in neue Technologie und Daten, die Vermögensverwalter benötigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben", so die Efama-Analysten. (ert)