Die Finanzindustrie genießt in Deutschland keinen allzu guten Ruf. Gerade einmal jeder vierte Privatanleger in der Bundesrepublik stuft sein Vertrauen in die Branche als "hoch" oder "sehr hoch" ein, zeigt eine Umfrage des CFA Institute unter Investoren in 15 Ländern. Nur in Australien und Japan setzen Anleger noch weniger Vertrauen in den Finanzsektor.

Die Skepsis der Deutschen gegenüber der Finanzindustrie spiegelt sich auch in ihrem Verhältnis zu Anlageberatern wider. Nur rund ein Drittel der deutschen Privatanleger traut ihnen zu, ein Portfolio erfolgreich durch schwierige Marktphasen oder Krisen zu steuern. Deutschland liegt damit in punkto Beratervertrauen deutlich hinter dem internationalen Durchschnitt (34 versus 49 Prozent). Weltweit nannte in der Umfrage jeder dritte Kunde den Finanzberater als wichtigste Quelle für Investmententscheidungen. In der Bundesrepublik waren es dagegen nur 17 Prozent.

Anleger hören "Berater" und denken "Provision"
Die Deutschen gehen offenbar davon aus, dass Finanzberater oft nur ihr eigenes Wohl im Blick haben. Nur neun Prozent der deutschen Privatkunden glauben, dass Anlegerinteressen in der Finanzberatung stets an erster Stelle stehen. Im internationalen Durchschnitt ist dieses Grundvertrauen mit 35 Prozent deutlich höher. "Die Anlageberatung wird in Deutschland leider immer noch stark mit Provisionssystemen und reinen Selbstzweck-Produkten assoziiert", sagt Susan Spinner, Geschäftsführerin der CFS Society Germany.

So nehmen nur 41 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer an, dass ihre Berater Honorare und Entgelte vollumfänglich offenlegen (weltweit: 50 Prozent). "Das Thema Preistransparenz und Kosten hat zuletzt durch neue Anbieter im Markt, etwa Fintechs, Robo-Advisors oder ETFs, weiter an Aufmerksamkeit gewonnen", sagt Spinner. Sie fordert: "Anlageberater müssen verlässlich ausweisen, dass sie sich zu professionellen Standards und ethischen Regeln bekennen." (fp)