Die deutschen Sparer haben traditionell eine große Vorliebe für vermeintlich sichere Geldanlagen – auch wenn diese selbst nominal keine oder nur geringe Erträge abwerfen. Eine Simulationsrechnung der DZ Bank zeigt, wie viel Mehrertrag Sparer mit einer höheren Aktienquote in den vergangenen Jahren erzielt hätten.

Fast 2,2 Billionen Euro oder 23,4 Prozent des gesamten privaten Geldvermögens sind laut DZ Bank aktuell in Form von Sichteinlagen oder Bargeld zwischengeparkt – meist auf dem Girokonto. Außerdem investierten die Anleger die Abflüsse der vergangenen Quartale aus den überquellenden Girokonten vorwiegend in festverzinsliche Anlageformen wie Rentenpapiere oder andere Spareinlagen. Aktien, die mit 9,1 Prozent ohnehin nur einen geringen Teil des Geldvermögens ausmachen, wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren tendenziell sogar eher noch verkauft.

Verpasste Chance für Vermögensaufbau
In der Studie heißt es: "Das klingt nach einer verpassten Chance, und zwar nicht nur im Hinblick auf den allmählichen Abbau des Geldanlagestaus seit Herbst 2022, sondern bereits seit lange davor, als sich der Anlagestau bildete und immer größer wurde." Die Simulationsrechnung der DZ Bank unterstellt, dass Sparer seit 2011 ihr bestehendes und neu gebildetes Vermögen mit Ausnahme eines Liquiditätspuffers von rund 11.000 Euro in Aktien investiert hätten. Zwar nahmen dadurch die Schwankungen des Geldvermögens zu, durch den höheren Anteil von Aktien profitierte das private Geldvermögen aber langfristig deutlich.

Das Ergebnis: Wuchs das private Geldvermögen von Anfang 2011 bis Mitte 2024 in der Realität um 4,6 auf 9,2 Billionen Euro, errechnet das Modell in diesem langen Zeitraum einen Zuwachs um 5,3 Billionen Euro auf 9,9 Billionen Euro. Das sind 715 Milliarden Euro oder knapp acht Prozent mehr als in der Realität. Und dabei sei noch nicht einmal berücksichtigt, dass mehr Aktien auch mehr Dividenden und damit Kapitaleinkommen bedeuten.

Renditemöglichkeiten mit Aktien nutzen
Wichtiger als der Blick zurück ist nach Meinung der Studienautoren aber der Blick nach vorne. Denn die privaten Haushalte verfügten immer noch über mehr als zwei Billionen Euro liquide Mittel in Form von Sichteinlagen oder Bargeld. Ein Großteil dieses gewaltigen Geldanlagestaus finde auf Girokonten statt. Die DZ-Bank-Experten dazu: "Das eröffnet vielen Haushalten je nach individueller Situation die Möglichkeit, ein hohes Volumen an Mitteln nach und nach in zusätzliche Aktien umzuschichten, ohne andere Anlageformen wie Einlagen oder Rentenpapiere zu vernachlässigen und trotzdem großzügige Liquiditätspuffer vorzuhalten." (jh)