Immer wieder beklagen Anlageprofis, dass Privatanleger mit Vorliebe vor der eigenen Haustür anlegen. Dieser "Home Bias" kostet oftmals Performance und wirkt einer effizienten Diversifikation entgegen. Umso interessanter ist eine neue Studie des Fondsverbands BVI, die professionellen Portfoliomanagern ebenfalls einen "Home Bias" nachweist – und auch die Schlussfolgerungen des BVI lassen aufhorchen.

Auswertung umfasst mehr als 300 Fonds 
Der BVI hat sich bei der Studie auf rund 300 global investierende Aktienfonds konzentriert, die in Europa vertrieben werden. Das Ergebnis: Internationale Fondsmanager investieren besonders gern in Unternehmen des Landes, in dem sie arbeiten. Der BVI beziffert den höheren Portfolioanteil bei global investierenden Aktienfonds auf ein bis zwei Prozentpunkte.

Zusätzliche Investitionen in der EU möglich
Das Problem: Für die Europäische Union (EU) ist dieses Verhaltensmuster eher von Nachteil. Denn 62 Prozent der Portfoliomanager der in Europa vertriebenen Fonds arbeiten in England, den USA und der Schweiz. Wenn jeder Fonds aus der Stichprobe, der in den 27 EU-Mitgliedsländern vertrieben wird, zumindest einen ansässigen Fondsmanager hätte, wären nach Kalkulation des BVI insgesamt zwei bis drei Milliarden Euro zusätzliche Investitionen in der EU möglich. 

Standortpolitik im Wettbewerb der Finanzplätze
"Die Studie zeigt, wie wichtig Standortpolitik im Wettbewerb der Finanzplätze auch für die Realwirtschaft ist", sagt BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. Ein attraktiver rechtlicher Rahmen könne Kapitalmarktakteure und damit auch Kapital nach Deutschland ziehen. (jh)