Studie: Vermögende Kunden bevorzugen persönliche Beratung
Vermögende sind in aller Regel überdurchschnittlich gut über Finanzmärkte und Investmentmöglichkeiten informiert. Aber auch sie suchen im Zuge der zunehmenden geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen verstärkt nach persönlicher Betreuung durch Berater, wie eine aktuelle Studie herausfand.
Experten haben im vergangenen Jahr unter vermögenden Kunden weltweit vier Trends beobachtet. Die Reichen haben einen gestiegenen Bedarf an persönlicher Beratung durch ihre Vermögensverwalter, neigen zu einer höheren Diversifizierung ihrer Portfolios, gewichteten Bargeld deutlich über und bevorzugen feste Entgelte.
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des neuen Global Wealth Research Report Ernst & Young (EY), die auch für den deutschen Markt gelten, wie die globale Beratungsgesellschaft mitteilt. Für die Studie wurden rund 3.600 Vermögensverwaltungskunden in 30 Ländern befragt, darunter mehr als 1.000 in Europa und mehr als 130 in Deutschland.
Stärkere Personalisierung
"Als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten passen Vermögensverwalter ihre Beratung und Angebote durch noch stärkere Personalisierung an, um so auf Veränderungen in den Kundenanforderungen zu reagieren. Herausfordernde Zeiten erfordern auch ein Mehr an Kommunikation", kommentiert Patrick Stöß, Leiter Wealth & Asset Management bei EY Deutschland, die Ergebnisse
Speziell für Deutschland stellte der Report weiter fest, dass viele Reiche (High-Net-Worth-Individuals oder HNWI) unzureichend auf Erbschaften und Vermögensübertragungen vorbereitet sind – ein deutlicher Fingerzeig in Richtung Wealth Manager und betreuende Banken.
Vermögende Erben wechseln gerne den Berater
Zudem gebe es unter deutschen vermögenden Erben eine besonders hohe Bereitschaft zum Wechsel des betreuenden Instituts. Nur noch 73 Prozent der erbenden oder beschenkten Befragten in Deutschland planen, weiterhin mit dem Wealth Manager oder der Privatbank des Gebers zusammenzuarbeiten – im europäischen Durchschnitt sind es immerhin 79 Prozent. Die Entscheidung zum Wechsel wird EY zufolge maßgeblich durch drei Parameter beeinflusst: eine klare und transparente Gebührenstruktur, maßgeschneiderte Finanzstrategien und eine offene und ehrliche Kommunikation.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist das wachsende Interesse an alternativen Investments. Fast ein Drittel (32%) der befragten deutschen Kunden planen, ihre Allokationen in alternative Anlageklassen zu erhöhen. Besonders stark ist das Interesse bei den sehr wohlhabenden Kunden mit 44 Prozent und den HNWI-Kunden mit 33 Prozent – trotz auch geäußerter Bedenken hinsichtlich dieser Anlagekategorie. "Für Wealth Manager ergibt sich daraus die zwingende Notwendigkeit, ihre Produktangebote zu diversifizieren und auf die steigende Nachfrage nach alternativen Investments zu reagieren", folgern die EY-Experten.
KI wird wichtiger
Schließlich mache das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auch vor dem Wealth Management nicht halt. "Global beobachten wir, dass die Erwartungen der Kunden steigen, dass Vermögensverwalter und Privatbanken Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse integrieren, um Kundennutzen zu schaffen. In Deutschland liegt dieser Wert bereits bei 50 Prozent, in Asien sogar bei über 70 Prozent. Dies verdeutlicht die Richtung, in die sich die Branche entwickeln muss", erläutert Sebastian Schäfer, Director und Leiter Wealth & Private Banking Consulting, EY Financial Services Deutschland. (jb)